Fakten und Fiktion im Storytelling: Wo ist die Grenze, was ist erlaubt? Ganz einfach: Bei Gutenachtgeschichten ist erlaubt, was gefällt. Bei Business Storys ist die Fiktion tabu. Wahre Geschichten sind gefragt.

Warum ist das so?

Weil Business Storytelling nicht bedeutet, sich schöne Dinge auszudenken. Genau wie strategische Planung nicht bedeutet, mal drauflos zu träumen. In einer Business Story verbinden sich Fakten mit dramatischen Strukturen, z.B. der Heldenreise oder der Metapher, um abstrakte Dinge fühl- und fassbar zu machen, mit dem Ziel, Menschen zu überzeugen, sie mitzunehmen.

In meinen Workshops kommt häufig der Einwand, man könne doch eine Beispielgeschichte erfinden. Etwa die eines Kunden, der ein Produkt nutzt.

Finger weg.

Oder man könne doch in einer Rede, etwa in einem Change-Prozess, ein paar nette Zukunftszenarien entwickeln und dramatisieren. Wirke doch.

Nein. Das braucht kein Mensch.

Nach Fake News hat bislang noch keiner gefragt. Gut so.

Erdachte Storys wirken, sofern Sie nicht von Profi-Autoren geschrieben wurden, kühl und unecht. Die Leser oder Zuhörer spüren das sofort. Sie zweifeln an der Geschichte und damit auch an dem, was sie eigentlich stützen sollte – der Strategie, dem Produkt, was auch immer.

Das Pendel sollte meiner Überzeugung nach bei der Wahl zwischen Fakten und Fiktion im Storytelling immer Richtung Fakten ausschlagen – also Richtung wahre Geschichten. Doch wie komme ich an die wahren Geschichten, die stark wirken? Geschichten, die einer Strategie Wucht geben, einem Produkt Charme, einem Menschen Charisma?

Hier sind meine Tipps, wie Sie ganz einfach zu wahren Business Storys gelangen:

  1. Erzählen Sie Springboard Storys. Das sind Geschichten aus anderen Bereichen, die sich auf Ihr Business übertragen lassen. Das können andere Bereiche aus Ihrem Unternehmen sein. Oder Geschichten aus ganz anderen Bereichen. Die Story vom Big Freeze ist ein gutes Beispiel dafür.
  2. Erzählen Sie Geschichten von echten Kunden, Nutzern, Klienten. Was haben Sie im Telefongespräch mit dem Kunden gelernt? Was hat die Frau, die im Zug neben Ihnen saß, über ihre Kaufgewohnheiten enthüllt. Was wünscht sich eine Ihrer Klientinnen? Natürlich können Sie den Namen verändern oder den Ort, die Zeit. Das doch ist nur eine Verfremdung, damit der Mensch von dem Sie erzählen, nicht erkannt wird.
  3. Erzählen Sie Geschichten von sich. Dazu gehören auch Storys aus Ihrem Umfeld. Das sind die Geschichten, die am stärksten wirken. Es geht dabei nicht darum, Sie als Helden darzustellen, der alle Hindernisse spielend überwindet, sondern vielmehr als jemanden, der genau wie wir alle mit den Herausforderungen kämpft, die der Job ihm stellt. Lassen Sie die Hindernisse und Niederlagen nicht aus, denn genau davon zu erzählen, macht Sie glaubwürdig und menschlich.