Wie erzähle ich in ganz einfachen Worten, dass eine neue Zeit beginnt? Dass eine Gestalt des Lebens alt geworden ist und abgelöst wird? Dafür eignet sich die Story vom Big Freeze in London. Sie enthält eine mächtige Metapher, die jeder versteht.

Big Freeze, das ist der Winter 1962/63. Es ist einer der strengsten Winter des letzten Jahrhunderts. In England sind Temperaturen wie am Polarkreis, bis minus 20 Grad. Die Flüsse sind gefroren. Die Schiffe stecken im Eis. Es gibt für mehrere Monate keinen Lastverkehr mehr auf dem Wasser und auch keinen Personenverkehr.

So verlagert sich viel auf die Schiene und die Straße. Züge und LKWs übernehmen die Lasten. Und Londoner, die zuvor die Wasserwege genutzt haben, um zur Arbeit zu kommen, stellen fest, dass die U-Bahn ja gar nicht so schlecht ist.

Im Frühling tauen die Flüsse wieder auf, die Schiffe sind bereit. Doch niemand kommt. London hat sich neue Transportgewohnheiten zugelegt. Die Kanalschiffe sind tot. Der Big Freeze wird vom Wetterphänomen zur Metapher.

Die Story vom Big Freeze gibt dem Zeitenwechsel eine Emotion

Die Story vom Big Freeze in London erzählt auch die Story unserer Zeit. COVID-19 ist gar nicht so anders als ein Einfrieren der Welt. Und wieder ändern sich Gewohnheiten. Und nicht nur unsere Art zu reisen wird nachhaltig neue Formen annehmen.

Fazit: Diese kleine Geschichte ist im strengen Sinne gar keine Geschichte. Sie enthält gar keine Figuren, die gegen Widerstände ein Ziel erreichen wollen, keinen Plot, keine emotionale Achterbahnfahrt. Man könnte sie so erzählen. Doch ist das nötig?

Ich denke nicht. Die Story vom Big Freeze vermittelt ein starkes Bild, das jeder sofort versteht und unmittelbar fühlt. Die Welt friert ein und wenn sie wieder auftaut, sind wir andere geworden. Wir haben andere Wünsche, Ziele, Wege. Wir haben neue Erfahrungen gemacht und unsere Werte überdacht.

Genau darum wird diese Story einen vielfachen Widerhall in unserer Zeit finden. Vielleicht hilft Sie Ihnen, Ihr Bild vom Zeitenwechsel in einfachen Worten zu transportieren, ohne komplexe Charts, ohne Excel, weil sie etwas erzählen, das jeder fühlen kann. Die Fakten können folgen.

P.S. Der Geschichte der Kanalschiffe endet auf einem positiven Ton. Londons Kanalsystem ist Heimat von ca. 5.000 Schiffen, davon 60 Prozent Hausboote. Es gibt Buchläden auf Schiffen und Coffee Shops und natürlich jede Menge Touristenboote.