Springboard Story, das ist eine kleine Geschichte, die andere inspiriert, etwas zu ändern. Eine typische Change Story. Die Springboard Story funktioniert nach einem relativ einfachen Muster. Sie erzählt einem Publikum, das sich vor einer großen Herausforderung sieht, von einem Beispiel für einen gelungenen Change-Prozess in einem ähnlichen Kontext.

Ein Beispiel für eine Springboard Story:

Im Juni 2012 entdeckte der Personalchef eines großen Hamburger Medienunternehmens, dass die IT-Abteilung deutlich produktiver geworden war. Er führte das auf die agilen Arbeitsmethoden in der Produktentwicklung zurück – selbstorganisierende, cross-funktionale Teams, die in kurzen Zyklen Werte schufen.

Er stellte dieses Konzept seiner eigenen Abteilung vor, die beschloss, agile Methoden in ihrem Bereich auszuprobieren. Es dauerte eine Weile, bis seine Mitarbeiter das Vorgehen für sich übersetzt hatten. Dann zeigten sich ähnliche Erfolge wie in der IT-Abteilung. Auch der Personalbereich lieferte bessere Ergebnisse in kürzerer Zeit. Darüber hinaus stieg die Arbeitszufriedenheit.

Der Personalchef sprach daraufhin mit anderen Abteilungen und fragte: Warum können wir nicht alle so arbeiten? Stellt euch vor, wie viel produktiver das Unternehmer sein könnte, wenn alle agile Methoden nutzen würden!

Der IT-Chef eines großen Konkurrenten, der diese Geschichte erzählt, fragt sein Publikum: Was wäre, wenn wir das auch versuchen würden? Wenn wir von einem Konkurrenten lernen? Auch meine IT-Abteilung arbeitet erfolgreich mit diesen Methoden. Alle könnten von uns lernen. Wir könnten das Thema agil angehen und die neuen Ideen Bereich für Bereich ausprobieren, so dass wir sicherstellen, das Gelernte im jeweils nächsten Bereich anwenden zu können. Wer hat Lust?

Das Rezept der Springboard Story:

  1. Worin besteht Ihre Idee für eine Änderung? Sie muss glasklar kommuniziert werden: ein Unternehmen, das nach und nach seine Bereiche auf agiles Arbeiten umstellt
  2. Wer ist das Publikum? Der Held der Springboard Story sollte jemand sein, der im Publikum sitzen könnte: im Beispiel das Management des Unternehmens
  3. Welche Aktion erwarten Sie vom Publikum? So deutlich wie möglich sagen, aber als Vorschlag, nicht als Anordnung: Ich schlage vor, wir folgen dem Beispiel unseres Konkurrenten
  4. Wo ist Ihre Idee erfolgreich angewendet worden? Idealer Weise in Ihrem Unternehmen, falls nicht, dann in einem ähnlichen Unternehmen mit klaren Angaben von Zeit und Ort anstatt zu sagen: Dies ist eine wahre Geschichte … In diesem Beispiel ein anderes Unternehmen und – in Anfängen – das eigene
  5. Gibt es einen Protagonisten? Kein Bereich, kein Team, eine einzelne Person, mit der sich die Zuhörer identifizieren können: der Personalchef
  6. Gibt es ein positives Ende der Story? In diesem Beispiel bessere Ergebnisse in kürzerer Zeit – genau das inspiriert das Management
  7. Gibt es einen Link zur Change-Idee? Dafür eignen sich Sätze wie: Warum können bei uns nicht alle agil arbeiten? Was wäre, wenn auch bei uns alle agil arbeiten würden? Stellt euch vor, all unsere Abteilungen würden agil arbeiten

Ich hatte schon viele Springboard Storys erzählt, bevor ich bei Stephen Denning das Rezept für diese Art Geschichten fand. Er zeigte mir, wie oft ich die Storys unvollständig erzählt hatte. So wirkten sie weniger stark, doch in jedem Fall wirkten sie stärker als die Ergebnisse nackter Anordnungen, die wenig Raum für Fantasie gelassen hätten, die Zukunft selbst auszugestalten.

Denn genau das ermöglich Storytelling. Es zeigt, macht Vorschläge, gibt Beispiele und zielt darauf ab, Menschen zu inspirieren, anstatt sie wie Befehlsempfänger zu behandeln. Statt skeptischer Bemerkungen, Kritik, vielleicht sogar Feindseligkeit gegenüber dem Neuen wird so die positive Einbildungskraft geweckt.

Genau das ist das Ziel der Springboard Story: Menschen dazu zu bewegen, sich die Zukunft nach einem bestimmten Muster selbst auszumalen. So dass sie etwas schaffen, das vielleicht zu einer neuen Springboard Story inspiriert.