Metaphern für Führungskräfte geben eine lebhafte Vorstellung davon, was Zusammenarbeit bedeutet. Zwei Beispiele, die zeigen, wie Metaphern im Kontext von Führung funktionieren: Jazzband und Orchester.

Generell kommt Metaphern im Kontext von Führung eine wichtige Rolle zu. Sie rahmen auf anschauliche Art, worum es geht, was erwartet wird. Steve Jobs und Dr. Mathias Döpfner setzen mit der Wahl ihrer Metapher ganz unterschiedliche Akzente. Ihr Storytelling ist vergleichbar und doch ganz anders.

Steve Jobs: die Führungskraft als Dirigent

Die Führungskraft als Dirigent eines Orchesters – ein starkes Bild. Doch was bedeutet es genau. Zunächst einmal, dass die Führungskraft eine ganz andere Aufgabe hat als die Mitarbeiter. Sie führt, indem sie sich um das große Bild kümmert.

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Beispiel Steve Jobs, Gründer und CEO von Apple. Der Dirigent ist eine sehr starke Metapher für Führungskräfte. Steve Jobs verstand seine Rolle so. Es gibt diese wunderbare Szene in dem Steve-Jobs-Film von Danny Boyle. Hier das etwas gekürzte Zitat:

Steve Wozniak: „What do you do? You’re not an engineer. You’re not a designer. You can’t put a hammer to a nail. I built the circuit board! The graphical interface was stolen! What do you do?“

Steve Jobs: „Musicians play their instruments. I play the orchestra.“

In diesem Dialog zeigt sich die generelle Macht von Metaphern. Während einer der Apple-Gründer implizit fragt: Wir sind eine Werkstatt, du hast zwei linke Hände, was machst du eigentlich?, antwortet Steve Jobs auf einer anderen Ebene, indem er die Metapher wechselt. Entschuldigung, sagt er, du glaubst wir sind eine Werkstatt, aber ich sehe hier ein Orchester und meine Rolle ist klar: Ich bin der Dirigent.

Der Dirigent hört als einziges Mitglied des Orchesters das Gesamtergebnis

Der Dirigent ist der einzige, der das Ergebnis des Zusammenspiels so hört, wie es beim Publikum ankommt. So habe ich es in einem Leadership Training am INSEAD lernen und selbst erfahren dürfen. Jeder Musiker hört sein eigenes Instrument stärker sowie die Instrumente seiner Nachbarn im Orchester. Jeder hat somit einen subjektiv verfälschten Höreindruck.

Der Dirigent gleich das aus. Und zwar nach Maßgabe seiner Vorstellung davon, wie das Ganze am Ende klingen soll. Seine Aufgabe ist es, das Orchester dazu zu befähigen, eine Sinfonie oder eine Oper genau seinen Ansprüchen gemäß zu spielen. Er selbst aber spielt kein Instrument. Man könnte sagen, er managt nur das Gesamtergebnis. Was heißt nur? Er managt das Gesamtergebnis. Punkt.

Wichtig ist: Der Dirigent geht davon aus, dass jeder sein Instrument beherrscht und mischt sich auf dieser Ebene nicht ein – kein Mikromanagement. Kein: Ich mach das mal für dich. Denn das widerspricht der Logik des Jobs. Er will wie Steve Jobs das beste Gesamtergebnis in Bezug auf die Erfahrung des Kunden (Konzertbesucher hier, Apple-Nutzer dort), und zwar bis ins kleinste Detail.

Metaphern für Führungskräfte setzen so einen deutlichen Focus. Sie zeigen, was zählt. Dr. Mathias Döpfner setzt einen anderen Focus und nutzt eine andere Metapher, ebenfalls aus der Musik.

Dr. Matthias Döpfner: die Führungskraft als Jazzmusiker

Dr. Matthias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE, Musikwissenschaftler und E-Bassist in seiner Freizeit, verwendet für sein Führungsteam die Metapher der Jazzband. In einem Interview erklärt er:

„Natürlich geht es ums Team und es geht natürlich auch um Improvisation. Ich glaube, dass eine angemessene Strategie in einer Phase, in der Innovationszyklen immer kürzer werden, in der sich die Dinge so schnell um uns herum ändern, nur dann erfolgreich sein kann, wenn sie beständig überprüft werden kann. Und wenn sie ausgestattet ist mit der Bereitschaft zum Improvisieren. Iterative Prozesse nennt man das dann oder agile Prozesse. Und in der Musik nennt man es Jazz oder Improvisation.  Da kann man in der Tat manche Parallelen ziehen.“

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Döpfner geht es vor allem darum, das Agile zu betonen, das Digitalunternehmen auszeichnet. Da passt die Metapher des Führungsteams als Jazzband perfekt. Als Bassist betont er, dass Führung sowieso eine Teamsache ist und dass er in seiner Rolle den Rhythmus und das Tempo vorgibt.

Tipp: Bei der Verwendung von Metaphern für Führungskräfte ist es sehr hilfreich, diese, wie Döpfner sagt, „zum Glühen zu bringen“ und so zu prüfen, wie viel sie aushalten. Das geht am besten, indem man versucht, so viele Parallelen wie möglich zwischen der Metapher und der Realität zu ziehen. Und den wesentlichen Punkt zu bestimmen, die Pointe der Metapher – höchste Qualität für den Kunden bei Steve Jobs, agile Anpassung der Strategie bei Döpfner.