Lässt sich Storytelling lernen? Aber ja. Sogar sehr effizient, mit wunderbaren Tools und Frameworks. Davon handelt dieser Blog. Doch das allein reicht nicht, sagt Japans erfolgreichster Autor, Haruki Murakami. Es braucht diese Mischung aus Neugier und Ausdauer. Die Frage ist: Wie würden Sie den Fuji erkunden?
In seinem Aufsatz Schriftsteller, ein toleranter Menschenschlag erzählt Murakami die Geschichte von zwei Männern, die den Fuji erkunden wollen. Sie erzählt von zwei verschiedenen Zugängen, die Welt und die Geschichten in ihr zu entdecken.
Zwei Männer brechen auf, um Japans höchsten Berg zu besuchen. Der Klügere von beiden wandert um den Fuß des Berges und betrachtet den Fuji von allen Seiten. „Aha, das ist also der Fuji. Er ist wunderbar“, befindet er und geht nach Hause, überzeugt, den Berg effektiv erkundet zu haben.
Dem zweiten Mann, er ist weniger klug, fällt es weniger leicht, sich einen Eindruck vom Fuji zu verschaffen. Er steigt auf den Gipfel. Es ist anstrengend und kostet Zeit, am Ende ist er vollkommen erschöpft. Doch erst nachdem er den Berg bestiegen hat, versteht er, was es mit dem Fuji auf sich hat. Er überlegt sogar, ihn ein weiteres Mal zu besteigen, um ihn noch besser zu verstehen.
Dieser zweite, etwas schlichtere Mann, sagt Murakami, das ist der Schriftsteller oder Storyteller. Der erste Mann ist zwar viel klüger und effizienter und erzählt bestimmt auch spannende Geschichten über den Fuji – aber sie reichen niemals an die Tiefe, die Qualität, die Emotionalität des zweiten heran. Wer Storytelling lernen will – ganz gleich, ob in der Literatur, in Marketing oder Management -, der braucht nicht nur Heldenreise, Archetypen oder den Golden Circle, sondern auch Ausdauer und Neugier.