Storytelling-Bücher 2018: Drei Autoren haben mich besonders überzeugt – Robert McKee, Ron Kellermann und Hans Rosling. Während sich McKee und Kellermann explizit an Unternehmen wenden, ist Roslings Buch eins der wenigen wunderbaren Werke an der Schwelle von wissenschaftlichen Fakten und Storytelling.

Robert McKee: Storynomics

Wer Storytelling lernen will, der kommt vielleicht über Robert McKee hinaus, doch niemals an ihm vorbei. McKee beschreibt kenntnisreich wie kein Zweiter die Mechanik von Storys. Sein Bereich ist der Film, er lehrt Storytelling für Drehbuchautoren. Sein Wissen ist zusammengefasst in dem von mir immer wieder empfohlenen Buch Story. Die Prinzipien des Drehbuchschreibens.

In seinem 2018 erschienen Buch Storynomics. Story driven marketing in the post-advertising world. widmet mich sich McKee dem Storytelling im Marketing. Im Zentrum von Storynomics steht die Purpose told story – McKees Konzept, Schritt für Schritt eine wirksame Erzählung im Business zu entwickeln. Dahinter steht ein dramaturgisches Modell. Es ist nicht einfach, aber zeigt einen sehr klaren Weg zu erfolgreichen Storys.

Schritt für Schritt zur Purpose told story

Natürlich gibt es in diesem Buch auch wieder jede Menge Anekdoten und Spitzen. Und es gibt immer wieder Stellen, wo ich laut „Ja!“ schreie. Etwa diese: „A Power Point presentation is just a junior high school essay with special effects.“

Storynomics hat den großen Vorteil, dass es gut geschrieben ist. Es macht einfach Spaß, dieses Buch zu lesen. Es gibt allerdings auch Bereiche, da kommen McKee und sein Co-Autor Thomas Gerage ins Labern. Da glauben sie, uns Content Marketing erklären zu müssen. Das aber können andere besser. Mein Tipp: Diese Passagen einfach überblättern und dafür die Passagen über die Purpose told story auswendig lernen.

Ron Kellermann: Das Storytelling Handbuch

Ron ist wie McKee Filmdramaturg, Drehbuchdozent und Autor. Vor zehn Jahre begann er, sich mit dem Thema Business Storytelling zu beschäftigen und hat ein Modell für „Professionelles Storytelling“ entwickelt. Sein Buch heißt schlicht Das Storytelling Handbuch.

Story ist in Ron Kellermanns Modell etwas, das sich in verschiedene Richtungen auffalten lässt. Nach Themen und Werten. Konflikten. Protagonisten. Und wer diesen Falten folgt, der landet immer bei Tonnen von Fragen. Selten habe ich ein Buch gelesen, das so viele Fragen enthält. Das empfinde ich als positiv. Denn die Fragen führen dazu, sich selbst Gedanken zu machen und niemals in Versuchung zu geraten, etwas nachzubeten, was der Autor vorgibt.

Nur wer bis zum Grund bohrt, findet seine Story

Was ist der zentrale Konflikt? Ist das Thema relevant, aktuell und brisant? Welche Antwort auf die Frage nach dem besseren Leben und der besseren Gesellschaft wird gegeben? Genau diese letzte Frage macht mir den Autor besonders sympathisch, weil er sagt, bitte bis zum Grund bohren. Und von diesem Grund aus die Geschichte zu erzählen. Für ein Unternehmen, eine politische Partei, für sich selbst. Genau von dort aus baut sich die Wahrheit von Storys auf.

Keine Antworten, keine Story, allenfalls eine Fake Story. Dabei ist eine echte und authentische Story in jeder Beziehung gewinnbringend – und das Buch als Anleitung, die Story zu finden und sie zu erzählen, ist es ebenfalls.

Wer mehr über Ron Kellermanns Ansatz erfahren möchte, ich habe Ron für diesen Blog interviewt.

Hans Rosling: Factfulness

Professor Hans Rosling ist einer dieser herausragenden Wissenschaftler, die Fakten mit Storys und Humor vermitteln. Factfulness. Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist ist Roslings Vermächtnis. Er ist 2017 gestorben. Factfulness entstand in Kooperation mit seinem Sohn Ola und seiner Schwiegertochter Anna. Es ist kein Ratgeber über Storytelling, doch es zeigt, welche Wucht Fakten entfalten, wenn Storyteller sie vermitteln.

Im Kern handelt das Buch von zehn Instinkten, die uns dazu verführen, die Welt verzerrt wahrzunehmen.  Angst wäre zum Beispiel so ein Instinkt, wenn es darum geht, Risiken einzuschätzen. Oder der Instinkt, bevorzugt gerade Linien zu zeichnen, wo doch alle Formen von Linien bei Vorhersagen möglich sein sollten. Ein weiteres Beispiel wäre der Instinkt der Negativität: Alles wird schlechter. Dieser Instinkt verleitet uns dazu, falsche Geschichten zu erzählen – trotz Daten die dagegen sprechen.

Wie sich Daten und Storys verbinden lassen

In der Tradition von Daniel Kahneman zeigt Rosling, wie intuitiv falsches Storytelling in den Fakten angemessenes Storytelling umgemünzt werden kann. Ein spannender Prozess. Und wer die TED-Talks von Hans Rosling kennt, der weiß, ahnt, dass dieses Buch prallvoll ist mit Beispielen, Vergleichen, Metaphern.

Storytelling im Business ist nur dann erfolgreich, wenn es Daten integriert. Storys ohne Daten sind hohl. Daten ohne Storys aber sind nur nette Versuche. Factfulness zeigt, wie sich beide verbinden lassen. Und ist vor allem für Datenexperten eine große Inspiration.

Das sind meine drei Storytelling-Bücher 2018. Da ich nicht alle Neuerscheinungen gelesen habe, ist diese Auswahl subjektiv. Sollten Sie Storytelling-Bücher in dieser kleinen Liste vermissen, schreiben Sie mir gern.