Storytelling Tipps vom Großmeister der Spannung. Einfacher ist besser – diese drei Worte fand Dan Brown, Autor von Illuminati, Sakrileg oder Inferno über einem seiner Schulaufsätze. Die Note für den Aufsatz war mäßig, doch die Worte blieben hängen und prägten den Schreibstil eines der erfolgreichsten Thrillerautoren unserer Zeit.

Was sind die Erfolgsmuster des Storytellings von Dan Brown? Ich fand in seiner Biographie 5 Tipps, die ich mit meinen Erfahrungen im Business Storytelling verbinde.

Die Storytelling Tipps:

1. Die Löschtaste großzügig gebrauchen

Das Geheimnis seiner Art des Storytellings basiert auf einem Filterprozess. So entstehen Spannung und Einfachheit.

Brown sagte einmal: „Pro Seite, die der Leser jetzt in Sakrileg lesen kann, gab es einmal zehn Seiten, die allesamt im elektronischen Papierkorb gelandet sind … Ich versuche immer nur die Informationen zu geben, die unbedingt nötig sind, um die Handlung voranzutreiben.“

Diese Technik sorgt auch für das hohe Tempo seiner Romane. Brown hält die Dinge immer in Bewegung. Lange Vor- und Nachreden kürzt er radikal. Er geht spät rein in eine Szene und früh wieder raus.

Diese Art des Verdichtens tut Business Storytelling außerordentlich gut. Alles, was den Fluss bremst, gehört in den Anhang. Ich weiß sehr gut, wie schwer es ist, sich von gelungenen Passagen oder Charts zu trennen. Es hilft nichts: Storys sollten einfach und klar sein. Wer glaubt, Vorstände oder Geschäftsführer hätten es lieber ein wenig ausführlicher und diffiziler, der sollte sich nicht zu sicher sein.

Mein Tipp: Einfach eine schnelle und schlanke Story erzählen, vielleicht nach dem Muster des Elevator Pitches. Die Details hat man entweder im Anhang oder – besser noch – im Kopf.

2. Beim Schreiben keine Ablenkung

Wenn er schreibt, dann zieht sich Dan Brown in ein Büro zurück, in dem es keine Mails und und kein Telefon gibt. Kurzum: Volle Konzentration auf das Manuskript.

Ich habe als CEO mit meinem Kollegen im Open Space gesessen. Ablenkung war der Normalzustand. Irgendwo war immer ein Gespräch. Weil ich lange genug als Journalist gearbeitet habe, kann ich unter solchen Bedingungen schreiben.

Effizienter ist es, sich wie Dan Brown zurückzuziehen – in einen Think Tank oder Konferenzraum. So habe ich es bei der Vorbereitung von Vorträgen oder Präsentationen gemacht.

3. Schicksale und Suspense

Warum interessieren sich Menschen für Storys? Weil sie sich für andere Menschen interessieren und nicht für Faktensammlungen.

„Ich versuche niemals zu vergessen, dass Leser Erzählungen, Romane und Thriller lesen, weil sie wissen möchten, was die Helden und Heldinnen am Ende für ein Schicksal erwartet – und nicht, weil sie erpicht sind auf einen Reiseführer von Paris oder einen dicken Wälzer über Religionswissenschaft oder Geschichte.“

Beschreibungen und Details empfiehlt Brown in mundgerechten Häppchen zu servieren. Sie dürfen die Story nicht bremsen.

Um Spannung zu erzeugen, nutzt Brown die drei Cs: The Clock. Im Hintergrund sollte eine Uhr ticken. The Crucible. Ab mit den Figuren in einen Kessel und ein Feuer darunter anzünden. The Contract. Dem Leser etwas versprechen und es einhalten.

Das ist eine der tiefsten Einsichten. Es geht um Schicksale, um Menschen – auch im Business Storytelling. Die Fakten sind fundamental, aber nur im Rahmen einer Story.

Wie sagt Managementguru Peter Drucker? „Der Zweck eines Unternehmens ist es, Kunden zu gewinnen und ihnen zu dienen.“ Wer keine Geschichten von seinen Kunden erzählen kann, dem nützen seine Excelcharts recht wenig.

4. Den Schreibprozess in vier Stufen gliedern

Brown beginnt mit der Recherche, dann skizziert er in groben Zügen die Handlung. Darauf folgt ein sehr ausführliches Feinkonzept (bis zu 250 Seiten), um schließlich das Manuskript zu schreiben.

Anekdote am Rande: Brown mag von diesen vier Schritten den vierten am wenigsten. Aber: „Als mir klar wurde, dass ich eigentlich überhaupt nicht schreiben konnte, verdiente ich damit bereits zu viel Geld, um wieder aufzuhören.“

Für Business Storytelling ein sehr aufmunterndes Zitat, oder? Es geht in der Tat nicht darum, besonders gut schreiben zu können. Es geht vor allem darum, klar und nachvollziehbar (rational und emotional) zu schreiben.

5. Jede Story braucht einen Grundstein

Das Fundament einer Story sollte nach Brown aus einer einzigen dramatischen Frage oder einem einzigen spannenden Problem bestehen.

Auch Business Storys brauchen dieses Fundament, das sich in einem Satz beschreiben lässt. Dieser eine Satz ist mit das Schwierigste am Storytelling. Beispiele dafür gebe ich in zwei Beiträgen zur Sparkline, in denen ich Martin Luther Kings Rede I have a dream analysiere sowie Steve Jobs Stanford-Rede.

Nicht ganz ungefährlich: Storytelling funktioniert scheinbar auch ohne diesen Grundstein. Dieser Schritt lässt sich überspringen. Doch so ein Sprung holt einen später wieder ein. Ohne diesen Grundstein keine konzise und packende Story.