Steve Jobs war einer der besten Redner der Wirtschaftswelt. Anhand seiner Stanford Commencement Address von 2005 möchte ich Ihnen gern die Sparkline als Modell für großartige Vorträge erläutern.

Ich bevorzuge diese Rede von Steve Jobs, weil sie – anders als seine Produktpräsentationen bei Apple – alle Menschen berührt, ganz gleich, ob sie Apple-Produkte mögen oder nicht.

Ich habe mir diverse Interpretationen und Analysen dieser Rede angesehen. Viele gehen auf die Rhetorik ein und ziehen Linien zur griechischen Rhetorik-Schule. Das habe ich nicht vor. Mir geht es um die Struktur und um ausgewählte Elemente von Storytelling, die diese Rede besonders machen.

Was Steve Jobs‘ Stanford-Rede auszeichnet, ist ihre tiefe Menschlichkeit. Sie ist in jeder Beziehung einfach und klar. Keine komplizierten Worte. Lange Pausen vor und nach Schlüsselpassagen – bis zu sechs Sekunden. Die Struktur folgt häufig der Zahl Drei, der magischen Zahl bei Aufzählungen. Die Drei hält alles zusammen.

Die Lebensphilosophie von Steve Jobs in 15 Minuten.

Drei Geschichten aus meinem Leben. „The first story is about connecting the dots … My second story is about love and loss … My third story is about death.“ Geburt, Tod, Wiedergeburt. Drei Mal wiederholter Call to Action: „Stay hungry. Stay foolish.“ Wortwiederholungen: „Don’t waste it living someone else’s life. Don’t be trapped by dogma – which is living with the results of other people’s thinking. Don’t let the noise of others‘ opinions drown out your own inner voice.“

Ich erlaube mir auch Kritik. Gerade da, wo Steve Jobs von der Sparkline abweicht, hat die Rede meiner Meinung nach eine Schwäche.

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Hier die Analyse von „You’ve got to find what you love“ von Steve Jobs:

1. HEUTE

Ein Kompliment an das Publikum: Ihr habt das Kollege bestanden. Ich selbst habe keinen Kollege-Abschluss.

„I am honored to be with you today at your commencement from one of the finest universities in the world. I never graduated from college.“

Jobs fasst sich sehr kurz.

2. MORGEN

Ihr werdet Harvard verlassen, und ich rate euch: „Follow your heart and intuition.“

Jobs überspringt diesen Part, nachdem er das Heute geschildert hat. Seine Botschaft sagt er nicht zu Beginn. Niemand weiß, worauf er hinauswill, als er sagt: „Today I want to tell you three stories from my life.“

Ich halte das für nicht ideal, bin der Meinung, die Rede wäre noch eindrucksvoller gewesen, wenn er seine Botschaft gleich zu Beginn gesagt hätte – in welcher Formulierung auch immer.

Ähnlich wie in seinen Produktpräsentationen vielleicht. In seiner Keynote von 2007 leitet Steve Jobs die iPhone-Vorstellung mit folgendem Satz ein: „Today Apple is going to reinvent the phone, and here it is.“ Nach diesem Satz weiß jeder im Raum, worum es geht und kann den Ausführungen und Erklärungen perfekt folgen.

3. Inhalt

In einem Satz: „You’ve got to find what you love.“

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4. Dauer

Knapp 15 Minuten.

Ich habe mir viele dieser Abschlussreden angehört. 20 Minuten ist für mich die absolute Obergrenze. Selbst die rhetorisch brillante Oprah Winfrey erleidet Schiffbruch (auf hohem Niveau) mit ihrer Rede, die doppelt so lang ist wie die von Jobs. Es ist alles zu viel.

5. Erfolgskontrolle

Ich kann es nur vermuten: Mit dieser Rede wollte Jobs ein ganz persönliches Vermächtnis hinterlassen, seine Lebensphilosophie. Nicht nur der Stanford-Abschlussklasse von 2005, sondern der Welt.

Geglückt.

6. Call to Action

„Stay hungry. Stay foolish.“

Vier Worte, drei Mal wiederholt. Sie brennen sich in das Gedächtnis des Zuhörers ein und finden ein millionenfaches Echo.

7. Publikum

Die Stanford-Abschlussklasse von 2005. Die Stanford-Alumni. Durch die Videoaufnahme: die Apple-Mitarbeiter, die Weggefährten, die Welt.

Da die Rede sehr persönlich ist, spricht Jobs jeden Menschen an.

8. Akt 1

Von „I am honored“ bis „college graduation“.

Die Beschreibung des Status Quo nimmt nur 2 Prozent der Redezeit in Anspruch.

„I am honored to be with you today at your commencement from one of the finest universities in the world. I never graduated from college.“

9. Akt 2

Von „Today I want to tell you“ bis „Everything else is secondary“.

Der zweite Akt nimmt mehr als 90 Prozent der Redezeit in Anspruch.

Jobs erzählt drei Storys aus seinem Leben, keine allgemeinen Fakten. Jede Story enthält tiefe Einsichten, die Jobs verallgemeinernd darstellt. Sie führen in seine Vergangenheit, aber sind Hinweise für das zukünftige Leben der Studenten.

Jobs pendelt zwischen seinen Erfahrungen, die er über Storys vermittelt und den Dingen, die er daraus gelernt hat und die er für übertragbar hält. So hält er die Spannung.

Alle drei Geschichten handeln auf ihre Art vom Circle of Life. Immer geht es um Leben, Tod, Wiedergeburt. So berühren sie jeden Menschen.

10. Akt 3

Von „When I was young“ bis „Thank you all very much“.

Der dritte Akt nimmt ca. 5 Prozent der Redezeit in Anspruch.

Was ist der Benefit? Ein authentisches, erfülltes Leben. Und, zwischen den Zeilen, natürlich auch ein erfolgreiches Leben. Jobs als einer der bedeutendsten Wirtschaftslenker aller Zeiten – in dessen Fusspuren zu gehen, wenn das kein Benefit ist? Jobs muss das gar nicht aussprechen.

Doch Jobs endet mit dem Call to Action. Nicht unbedingt zu empfehlen. In seinem Fall funktioniert das jedoch hervorragend, weil es eben keine To-do-Liste ist, sondern eine Aufforderung in vier Worten, noch dazu großartig formuliert.

Es gibt in dieser Rede viele Sätze, die auffordernden Charakter haben. Nicht nur die eigentlichen Calls to Action: „Stay hungry, stay foolish.“ Jobs umtanzt sein Thema in jeder der drei Storys. Jede Story enthält ihren eigenen Call to Action:

„You have to trust in something – your gut, destiny, life, karma, whatever.“

„You’ve got to find what you love … If you haven’t found it, keep looking. Don’t settle.“

„You are already naked. There is no reason not to follow your heart.“

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