Wie sieht die Biochemie von Storys aus? Was passiert in unserem Hormonsystem, wenn wir Storys hören oder lesen? Wissenschaftler untersuchten das Blut von Testpersonen und fanden drei Hormone, wenn unser Gehirn auf Storys ist: Oxytocin, Cortisol und Dopamin.

Der Neuroökonom Paul Zak zeigt Versuchspersonen Videos mit guten und schlechten Geschichten. Die guten besitzen eines Spannungsbogen, ihre Helden legen Reisen zurück. „Es berührt mich zu wissen, wie wenig Zeit wir haben“, sagt Bens Vater in einem Video. Ben spielt glücklich und er ist glücklich, in der Nähe seines Sohnes zu sein. Zugleich ist er traurig. Ben hat einen Gehirntumor, er wird bald sterben.

Zak nimmt seinen Versuchspersonen vor dem Video Blut ab und danach. Er findet drei Hormone in höheren Konzentrationen.

Die Biochemie von Storys – daraus besteht der Hormoncocktail:

  • Cortisol schärft unsere Aufmerksamkeit und erzeugt ein anregendes Stresslevel
  • Oxytocin, das Kuschelhormon, macht uns emphatischer und sorgt für Vertrauen
  • Dopamin wirkt anregend und motivierend, es macht uns glücklich.

Zum Vergleich zeigt Zak ein anderes Video, Ben und sein Vater im Zoo. Darin gehen Ben und sein Vater durch den Zoo. Sie spazieren an den Käfigen der Tiere vorbei, doch nichts passiert. Es ist einfach nur ein Bummel durch den Zoo.

Bei diesem Video werden die drei Hormone nicht ausgeschüttet. Weil es keine Spannungskurve gibt und die zentralen Elemente einer gutten Story fehlen: ein Held, ein Ziel, ein Konflikt – Emotionen eben. Keine Spannung, kein Cortisol. Auch keine Emotionen, also kein Oxytocin. Schließlich keine Belohnung, weil der Held kein Ziel erreicht hat, folglich kein Dopamin.

Story schaffen eine Umgebung höchster Konzentration. Im Alltag schweifen unsere Gedanken ständig ab, das Gedankenkarussell scheint nur im Schlaf stillzustehen, zumindest solange wir nicht träumen. Doch wenn wir gut gemachte Storys hören oder einen großartigen Film sehen, dann sind wir voll fokussiert. Wir erreichen einen anderen Bewusstseinszustand. Dulden keine Störungen oder Unterbrechungen. Wir sind auf eine angenehme Art gefangen in einem Sog, der uns tiefer und tiefer zieht, bis die Geschichte vorbei ist und die Biochemie von Storys wieder zur Ruhe kommt.