Wie werde ich zum guten Erzähler? Durch einen Storytelling-Dreischritt: Connect – Copy – Create. Anders gesagt: Beobachten – Kopieren – Kreieren. Mit diesen drei Schritten bewegen Sie sich vom Einsteiger zum Profi und lernen ähnlich wie ein Künstler das Handwerk. So geht’s!

  1. Connect

    Storyteller sind gute Beobachter. Sie verbinden sich mit der Welt, indem sie zusehen, zuhören, schmecken, fühlen. Sie sitzen in Cafés oder Meetings und schärfen ihren Blick für Menschen. Für Situationen. Für die kleinen Dramen des Alltags. Und das, was Zuhörer gefangen nimmt. Darüber hinaus docken sie an die Welt der Geschichten an, fragen, wie sie wirken und warum und überprüfen diese Erkenntnisse an ihren eigenen Geschichten oder denen anderer.

  2. Copy

    Storyteller lernen von den Besten und kopieren. Zum Beispiel wenn ein Kollege eine Geschichte an der Kaffeetheke erzählt, bei der alle mitfiebern. Vielleicht haben sie etwas ähnliches erlebt und kopieren Erzählweise und Dramaturgie des Kollegen. Auf keinen Fall erzählen sie die gleiche Geschichte, sondern kopieren nur die Machart und erzählen ihre eigene Geschichte. Darüber hinaus entdecken sie die Tools und Techniken, die seit Jahrtausenden erfolgreich genutzt werden. Die Heldenreise etwa oder die Archetypen. Sie erzählen nah an diesen Vorlagen, um Routine zu bekommen.

  3. Create

    Storyteller lösen sich schließlich von all dem und finden ihren eigenen Weg, ihren Stil, ihren Ton, ihre Geschichten. Sie erzählen von ihrem Start-up und nutzen als Vorlage die Heldenreise, aber nicht strikt, sondern sie lassen Stationen aus, fügen Schleifen hinzu oder bauen Cliffhanger ein. Das machen sie intuitiv, ohne groß darüber nachzudenken. Sie reduzieren auf das Wesentliche. Sie befassen sich mehr mit der Sprache als in den Anfangsphase, mit den Worten und ihrer Wirkung. So werden sie wiedererkennbar.

Wie lange dauert dieser Storytelling-Dreischritt? Die beste Antwort auf diese Frage fand ich in Malcolm Gladwells Buch „Überflieger: Warum manche Menschen erfolgreich sind – und andere nicht“. Sie ist als die 10.000-Stunden-Regel berühmt geworden. Die Idee dahinter: Wenn Menschen Spitzenleistungen erbringen, brauchen sie im Durchschnitt 10.000 Stunden Übung. Wie die Beatles, die als Band so viele Stunden zusammen gespielt haben, bevor sie berühmt wurden.

Wie verteilt sich die Zeit auf die drei Schritte? Es geht nicht darum, exakt einen Schritt nach dem anderen zu machen. Schritt 1 und 2, Connect und Copy, laufen parallel. Und irgendwann, vielleicht nach der Hälfte der Zeit, verschiebt sich das Storytelling von Copy zu Create. Doch das dauert meiner Erfahrung nach. 10.000 Stunden Übung, das entspricht übrigens 2-3 Stunden täglich über einen Zeitraum von 10 Jahren.

Vielleicht etwas lang. Sie wollen keine Spitzenleistung erbringen, einfach nur gut sein? 1000 Stunden würde ich minimal rechnen, um den Storytelling-Dreischritt zu schaffen – also 2-3 Stunden täglich über ein Jahr. Nur ein Durchschnittswert. Manche sind viel eher am Ziel, andere brauchen länger. 100 Stunden sollten reichen, um die Basics gut zu beherrschen.