Von Kassenschlagern wie ES, das gerade zum zweiten Mal verfilmt wurde, zu Business Storys: Stephen King gibt in seiner Autobiographie Das Leben und das Schreiben jede Menge großartiger Storytelling-Tipps. Hier sind die 10 besten Tipps vom Meister des Horrors.

  1. Keine Schnörkel

    „Eins der schlimmsten Dinge, die man dem eigenen Schreibstil antun kann, ist, das Vokabular schön herauszuputzen.“ Bloß nicht verkünsteln, rät King. Das merken Leser und Zuhörer sofort und reagieren allergisch. Es geht darum, klar, deutlich und einfach zu schreiben oder zu reden – ohne überflüssige Schnörkel.

  2. Direkte Sprache

    „Das Adverb ist nicht Ihr Freund. Ich bin überzeugt, dass die Straße zur Hölle mit Adverbien gepflastert ist.“ Ein Beispiel: Er machte die Tür fest zu. Wozu das „fest“, fragt King. Wie er die Tür schließt, sollte sich aus dem Kontext ergeben – eben je nachdem, ob er glücklich ist oder wütend. Alles andere findet King affektiert.

  3. Gefühl für Rhythmus

    Eine gut erzählte Story lässt den Leser vergessen, dass er überhaupt eine Story hört oder liest. Dafür, sagt King, ist wichtig, einer Story einen Rhythmus zu geben, ein Taktmaß, wie in der Musik. Den Rhythmus erkennen Sie formal bei einem Text schon an seiner Absatzstruktur oder bei Charts an der Informationsdichte. Wer damit spielt, bekommt ein Gefühl für Rhythmus.

  4. Lesen und Zuhören

    Gute Erzähler sind auch guter Leser und Zuhörer. Es braucht „Tausende Stunden Schreiberfahrung und zehntausende Stunden Leseerfahrung“, um gut zu sein, ermuntert King. Von jedem Buch, jedem Vortrag, jeder Präsentation lässt sich etwas lernen – von den schlechten mehr als von den guten, sagt der Meister des Horrors.

  5. Was wäre, wenn?

    „Ich versetze Figuren in einen Konflikt und sehe dann zu, wie sie versuchen, sich aus ihrem Dilemma zu befreien.“  Wie macht King das? Er stellt die Was-wäre-wenn-Frage. So lässt sich auch jede Business Story entwickeln. Im Kern geht es um Szenarios. Bei King klingt das so: „Was wäre, wenn eine junge Mutter mit ihrem Sohn in einem liegen gebliebenen Wagen von einem tollwütigen Hund bedroht wird?“

  6. Auf den Punkt

    King sagt: Es geht nicht um die Beschreibung, es geht um die Story. Wenn Dinge zu beschreiben sind, dann kurz und auf den Punkt, sonst besteht die Gefahr, sich in Beschreibungen zu verlieren. Dürfte jeder aus mündlichen Erzählungen kennen. Die Gefahr, sich im Beschreiben – meist von Nebensächlichkeiten – zu verlieren, kann man gar nicht hoch genug einschätzen.

  7. Zeigen, nicht sagen

    Ein von Kings Hauptregeln lautet: „Nichts erzählen, was man stattdessen auch vorführen kann.“ Er erklärt das am Beispiel der Krankenschwester Anne Wilkes, die in SIE ihren Lieblingsschriftsteller gefangen hält. Er versucht Sätze wie „An dem Tag war Annie depressiv“ zu vermeiden. Stattdessen zeigt er, wie sie mit ungewaschenen Haaren zwanghaft Kuchen in sich hineinstopft. Im Business Storytelling ist die Versuchung groß, das Show zu umgehen. Doch genau darin, Kunden, Kollegen, Gegenspieler in ihrer Welt zu zeigen, liegt eine Chance, sie zu menschlich und verständlich zu machen.

  8. Warum statt Fakten

    King sagt: „Die krassesten Fehler, die ich beim Überarbeiten finde, haben bei mir immer mit der Motivation der Figuren zu tun. Wer statt bloßer Fakten Storys erzählt, wer Figuren einführt und Konflikte, der sollte immer wieder diese Fragen stellen: Warum? Es ist die zentrale Frage, die sich Leser oder Zuhörer stellen. Ist sie gut beantwortet, entstehen Nähe und Vertrauen. Ist sie schlecht oder gar nicht beantwortet, wird sofort die innere Wahrheit der Story angezweifelt. Lesen Sie dazu auch meinen Beitrag über den Golden Circle.

  9. Hohes Tempo

    Unter dem Tempo versteht King, wie schnell eine Story voranschreitet. Er sagt, „dass die kommerziell erfolgreichsten Erzählungen und Romane ein hohes Tempo haben“. Business Storytelling verträgt meiner Meinung nach noch viel weniger Weitschweifigkeit. Schneller ist besser! Aber: Wer zu schnell erzählt, verliert Leser und Zuhörer. Ob das Tempo passt, lässt sich schnell bei Testlesern  oder -hörern überprüfen.

  10. Vorwärts

    Viele Erzähler glauben, die Vergangenheit sei wichtig, um die Gegenwart zu verstehen. Das ist richtig, auch im Business. Aber beim Storytelling besteht die Gefahr, die Leser und Zuhörer zu langweilen, sie zu verlieren. Denn sie haben  „größeres Interesse an dem, was passieren wird, als an dem, was passiert ist“. Das sei allen ins Stammbuch geschrieben, die ausufernd Licht aufs Gestern werfen.

Lesen Sie auch meinen Beitrag über Stephen King und Management.