Erzähl doch mal, wie hat eigentlich alles angefangen? Aus strategischer Sicht ist es nur eine Handvoll Geschichten, die wirklich zählt – sie bildet das erzählerische Rückgrat des Unternehmens, das Story Portfolio. Im dritten Teil der Serie geht es um die Gründung, die Erzählung des Anfangs.

Es geht um Geschichten, die in Start-ups oder jungen Unternehmen alle Mitarbeiter kennen. Die gern wiederholt werden – auf Firmenfeiern, bei Einstellungsgesprächen, bei neuen Kunden oder Partnern. Weil sie verbinden. Sinn stiften.

Gründungsgeschichten müssen vor allem eins sein: echt. Sie müssen den Geist der Gründer atmen

Gründungsgeschichten folgen automatisch den Regeln des Storytelling. Solange sie ganz natürlich erzählt werden. Ein Held setzt sich ein Ziel und erreicht es gegen Widerstände. Oder, da beim Gründen die Wahrscheinlichkeit, dass das Projekt scheitert, um ein Vielfaches höher ist: Ein Held setzt sich ein Ziel, stößt auf Widerstände, versucht sie zu überwinden, scheitert. Die Wahrheit einer Gründungsstory zeigt sich erst viel später.

Was zählt: dass diese Geschichten echt sind. Dass sie das ursprüngliche Knistern enthalten. Die Herausforderung. Die Größe der Wette. Das Zittern. Den Spaß. Die Ablehnungen. Die Pannen. Das Trotzdem. Kurz: Den Geist der Gründer. Denn der gehört ins Story Portfolio. Der bewirkt, dass Geschichten auch weitererzählt werden.

Gründungsgeschichten folgen automatisch den Regeln des Storytelling: Ein Held setzt sich ein Ziel, erreicht es gegen Widerstände oder scheitert

„Birthplace of Silicon Valley“ steht jetzt an der Garage, in der Bill Hewlett und Dave Packard HP starten (Foto). Das ist 1939. Silicon Valley ist noch eine Obstplantage zwischen San Francisco im Norden und San Jose im Süden. Das Tal hat noch nicht die Farbe des Geldes. Es ist braun.

Die Gründungsgeschichte von HP ist banal: Zwei befreundete Ingenieure starten eine Firma. Sie werfen eine Münze, ob die Firma nun Hewlett-Packard oder Packard-Hewlett heißen soll. Sie bauen eine Tonfrequenzmaschine. Hewlett stellt sie in einer Garage her, Packard bringt sie an den Mann. Sie nennen das Gerät Modell 200A, um den Eindruck zu erwecken, sie seien schon eine Zeit lang auf dem Markt tätig. Ein Disney-Studio kauft acht Geräte. Am Ende des ersten Geschäftsjahres hat das Unternehmen einen Gewinn von 1563 Dollar erwirtschaftet. Der Grundstock für ein Weltunternehmen. Und so weiter.

Gründungsgeschichten dürfen ruhig banal klingen. Ihre Wahrheit zeigt sich erst viel später

Das aus heutiger Sicht spannendste Wort in der Gründungsgeschichte von HP ist das Wort „Garage“. Es steht für Bastler, für Bescheidenheit, für Erfindungsgeist. Auch wenn HP irgendwann einmal längst verschwunden ist, wird diese Garage noch Kult sein, Symbol für den Anfang des Silicon Valley. Jahrzehnte bevor Steve Jobs und Steve Wozniak in einer anderen Garage Apple gründeten. Garage ist zum Synonym für Gründung geworden.

Noch eine weitere Gründungsstory. Der Würzburger Verleger Kurt Eckernkamp gründet 1978 das Computermagazin CHIP. Ein Magazin, dessen Chefredakteur ich für eine Weile sein durfte. Er ist damit in Deutschland allen anderen Verlagen voraus? Weil er an das, was da im Silicon Valley passiert, als künftiges Massenphänomen glaubt. Weil er weiß, dass es die Welt verändern wird. Die Sticheleien seiner Freunde, er möge das Geld doch lieber in eine Jacht investieren, ignoriert er. Und liegt richtig.

Jacht oder Computermagazin? Milliardär oder Nobody? In der Gründungszeit werden die Weichen gestellt

Als zwei Jahrzehnte später CHIP Online startet, ist das eine Fly-By-Night-Operation des damaligen Chefredakteurs und Verlagsleiters. Auch sie ihrer Zeit voraus – und ihrem Verleger. Ob er ihnen seine Zustimmung geben würde? Man ist sich nicht sicher. Hält ihn erst einmal raus aus der Sache. Hat Glück: Auch das Internet-Angebot von CHIP schreibt nach ein paar Jahren Erfolgsgeschichte. Die Gründer sind zu der Zeit allerdings längst von Bord. Ihre Story wird vergessen und eine neue Gründungsgeschichte geschrieben. Ganz normaler Vorgang.

Zum Abschluss ein Aber. Eine Gründungsgeschichte kann jeder erzählen. Sie mag bescheiden sein oder großspurig. Aber: Eine großartige Gründungsgeschichte für das Story Portfolio braucht dann doch etwas erzählerisches Geschick.

Beispiel gefällig? Ein Facebook Post mit vielfältigem Echo:

Twelve years ago, a Harvard student invited 5 people to his room to discuss a business opportunity. Only 2 of the 5 people showed up. Today, those 2 people are billionaires: Dustin Moskovitz $9.9 Billion and Eduardo Saverin $6.3 Billion. And the guy they met that night? Mark Zuckerberg, CEO of Facebook, who has a net worth is $35.7 Billion. I wonder what it must be like to be the other 3 people who were invited, but chose not to attend.

Erster Teil der Serie: Hier geht es um das Thema Mission.

Zweiter Teil der Serie: Hier geht es um Kunden, Fans, Jünger.

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