Daten und Storys: Der schwedische Professor Hans Rosling ist ein Meister dieser Verbindung. Bestes Beispiel: Sein Vortrag von der Waschmaschine, den er bei der TED-Women-Konferenz hielt. Mittlerweile ein Klassiker.

Rosling war Professor für Internationale Gesundheit in Stockholm und ein Genie darin, Storytelling zu nutzen, um Erzählfäden zu knüpfen, wo andere nackte Daten sehen.  Sein Vortrag über die magische Waschmaschine ist auch deshalb ein großartiges Lehrstück für Storytelling, weil er nicht perfekt ist, weil etwas fehlt, zumindest in meiner Wahrnehmung.

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Daten und Storys: 6 Learnings von Hans Rosling

1. Persönlicher Einstieg
Beginne mit einer persönlichen Story. Rosling erzählt von seiner Familie und der Sensation der ersten Waschmaschine im Leben seiner Großmutter. Er spricht nicht nur davon: Er zeigt es! Die Waschmaschine steht auf der Bühne, sie ist Teil der Performance, der Story.

2. Daten als Kontrast
Rosling kontrastiert diese kleine Geschichte mit harten Fakten. Wer hat eigentlich im globalen Sinne Zugang zu Elektrizität und den damit verbundenen Maschinen? Wir sehen die Charts im Hintergrund. Kaum ein datenlastiger Vortrag, der ohne Charts auskommt.

3. Von der Story zur Metapher
Jetzt verwandelt Rosling die Waschmaschine in eine Metapher und nutzt sie für seine Darstellung. Es gibt eine Air Line, eine Wash Line, eine Bulk Line, eine Fire Line. Je nachdem, ob und in welchem Maße Menschen Zugang zur Elektrizität haben. Die Waschmaschine findet sich so in einem symbolischen Raum mit dem Feuer, der Glühbirne und dem Flugzeug. So können wir uns einfach orientieren und bekommen zugleich ein gutes Gefühl für Größenordnungen.

4. Das größere Bild heute
Nun geht Rosling zurück zum Anfang und fragt: Wie wäscht denn der größte Anteil der Frauen an der Weltbevölkerung? Und wir sehen sehr deutlich: Sie wäscht noch wie seine Großmutter bevor die Waschmaschine kam. Uns wird klar, wie genial sein Einstieg gewählt ist.

Genialer Vortrag, aber was soll ich jetzt tun?

5. Das größere Bild morgen
Rosling kommt auf das Thema Energieverbrauch und stellt hier die Relationen her. Er zeigt, wie sich die Daten in den jeweiligen Kohorten verändern werden, blickt in die Zukunft. Alles sehr anschaulich.

5. Die offene Frage
Der Vortrag bleibt unterhaltsam, aber wir beginnen uns zu fragen: Worum genau geht es? Gibt es eine Absicht hinter der Darstellung dieser Daten? Ganz am Ende spuckt die Waschmaschine Bücher aus, weil sie Zeit schenkt, Zeit für Bildung. Das ist der eine Punkt. Der andere: Rosling kritisiert grüne Heuchler, die zwar aufs Auto verzichten, doch nicht auf Waschmaschinen, zugleich aber nicht wollen, dass alle Welt Waschmaschinen nutzt – wegen der Energieverbrauchs.

6. Die strukturelle Schwäche
Daten und Storys gehören unbedingt zusammen – bis zum Ende. Vom Waschmaschinen-Vortrag lässt sich meiner Meinung nach viel lernen, denn einerseits verbindet Rosling die Fakten perfekt mit einer Story, um uns hineinzuziehen und uns seine Welt zu zeigen, doch dann lässt er uns hängen. Was diesem Vortrag m.E. fehlt, ist eine klare Storyline entlang der Obama-Methode. So gäbe es ein klares WIR und auch eine eindeutige Botschaft, was er von UNS erwartet. Am Ende dieses faszinierenden Vortrags jedoch bleibe ich etwas ratlos zurück – genialer Vortrag, aber … Und ich wünsche mir, Rosling würde mir einfach sagen, was Sache ist.