Richard Branson ist nicht nur ein genialer Storyteller. Im Storydoing ist der britische Unternehmer auch ganz groß. Bestes Beispiel: sein Flug ins Weltall.

Im neuesten Band seiner Autobiographie Finding my Virginity widmet Virgin-Gründer und -CEO Richard Branson allein fünf Kapitel dem Thema Virgin Galactic. Es ist sein Thema Nummer eins. Er erzählt jede Menge Anekdoten. Er erzählt vom Auf und Ab seines 17-jährigen Engagements. Von all dem Geld, dass in dieses Abenteuer geflossen ist. Den Menschenleben, die es gekostet hat. Von der Mondlandung als dem prägenden Erlebnis seiner Kindheit.

Am 11. Juli 2021 ist Branson selbst ins All geflogen und hat damit – bei aller Umstrittenheit des Themas – ein neues Kapitel in der Geschichte seines Unternehmens und seiner eigenen Biographie aufgeschlagen. Er selbst ist jetzt nicht mehr allein der Macher, Ideengeber, Finanzier – er ist jetzt einer, der da draußen war. Sein kurzer Flug an den inneren Rand des Weltalls – Dauer: nur eine Stunde – sichert Branson einen Platz in der Hall of Fame der Weltraumeroberer.

Nicht Geschichten erzählen, sondern Geschichte schreiben

Mit seinem Flug hat Branson in Reinkultur gezeigt, was Storydoing im Kontext von Unternehmen ist. Es geht nicht nur darum, Geschichten zu erzählen – Storytelling –, sondern darum, Geschichte zu schreiben.

Mehr nicht? Nein. Nicht mehr und nicht weniger. Es geht darum, eine Geschichte vor den Augen von Millionen Menschen Realität werden zu lassen. Etwas zu riskieren. Voranzugehen. Und zu demonstrieren: Wenn ein 70-Jähriger, der keine Astronautenausbildung hat, ins Weltall fliegen kann, dann könnten wir es auch (zumindest physisch und sofern wir das nötige Kleingeld dafür haben).

Die Story hinter der Story: Das Zeitalter des Weltraumtourismus ist eröffnet, interessanter Weise von einem Europäer, wenn auch dicht gefolgt vom Amerikaner Jeff Bezos. Nur für vier Minuten befand sich Branson mit seiner Crew in der Schwerelosigkeit und konnte die Erde vom Eingangstor des Weltalls aus betrachten. Wer das ebenfalls erleben möchte, kann für eine sechsstellige Summe einen Flug bei Virgin Galactic buchen.

Teil der Geschichte sein, die den Beginn einer neuen Ära markiert

Schließlich können wir das Storydoing auch in einem größeren Rahmen sehen: ein Wettrennen von drei Milliardären ins Weltall. Amazon-Gründer Jeff Bezos mit seinem Unternehmen Blue Origin. Tesla-Gründer Elon Musk mit seinem Unternehmen SpaceX. Und eben Richard Branson. Es ist ein Rennen mit vielen Etappen. Ein Etappensieg ging auf jeden Fall an Richard Branson: Der Brite markiert den Beginn einer neuen Ära – mit seiner Firma und seiner Person.

Was lernen wir daraus für unser Storydoing? Vor allem eins: Wie wir Menschen berühren, indem wir das tun, was wir tun müssen. Nicht als eine Figur, die irgendeine Rolle in einem Unternehmen spielt, sondern als Mensch, der seinen Leidenschaften und seinem Purpose folgt. Im Kontext eines Unternehmens oder – besser gesagt – einer Unternehmung. Wie Branson.