Was ist der beste Einstieg in eine Rede oder einen Vortrag? Derjenige, der das Publikum fesselt. Der mit Chili gewürzt ist. Wer nicht von Anfang die Aufmerksamkeit des Publikums gewinnt, der vermasselt sich die Performance der gesamten Rede – sei der Inhalt noch so gut.
Schon nach zwei Sekunden hat das Publikum ein erstes Bild vom Redner. Auch wenn noch kein Wort gesprochen wurde. Nach acht Sekunden schlägt bei den ersten das Aufmerksamkeitsfenster zu, die Gedanken schweifen ab. Nach einer Minute greifen sie zum Handy, hören gar nicht mehr zu.
Mit diesen Rede-Einstiegen gewinnen Sie das Publikum von den ersten Sekunden an für sich.
Chili für Ihren Vortrag: 6 Tipps
Die Stille wirken lassen
Es zeugt von Souveränität, mit einer Pause zu beginnen. Einfach 10, 20 oder 30 Sekunden schweigen. So versteht jeder: Jetzt kommt etwas Bedeutendes. Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt war ein Meister des Schweigens und der Pause. Von ihm lässt sich der virtuose Umgang mit der Stille lernen.
Mit dem ersten Satz Neugier wecken
Ein markiger erster Satz, der in eine Geschichte überleitet, das lässt sich auch bei Literaten lernen. „Ich hätte Mutter am liebsten erwürgt, aber dafür hätte ich sie anfassen müssen“, beginnt Loretta Hudson einen Roman. George Orwells erster Satz in seinem Aufsatz über Gandhi lautet: „Heilige sollte man immer für schuldig halten, solange nicht ihre Unschuld erwiesen ist.“ Ein lässiger und zugleich Neugier weckender Satz kommt von Steve Jobs. Er beginnt seine berühmte Standford-Rede so: „Lassen Sie mich drei Geschichten aus meinem Leben erzählen.“ Der Zuhörer will all diese Geschichten hören.
Eine persönliche Geschichte erzählen
Für den Einstieg eignet sich eine persönliche Geschichte. Vielleicht ganz ähnlich wie bei Steve Jobs. „Lassen Sie mich eine kleine Geschichte erzählen. Vor drei Jahren war ich in Hamburg zum Dinner im Rive verabredet. Ein Pflichttermin, dachte ich. Es wurde das wichtigste Dinner in meinem Leben …“ Zeit, Ort und Hauptfigur sollten gleich mit den ersten Worten vorgestellt werden. Eine Geschichte, die man selbst erlebt hat, wirkt am stärksten.
Den Bezug zum Hier und Jetzt herstellen
Eine sehr erfolgreiche Technik besteht darin, den Bezug zum Hier und Jetzt herzustellen. Ein Redner auf einer Konferenz hat das mal so gelöst: „Ich habe mir die Mühe gemacht, die Argumente meines Vorredners mitzuschreiben.“ Danach hielt er ein weißes Blatt hoch. Es geht auch weniger böse. Eine Begegnung am Rande der Veranstaltung, ein inspirierender Vortrag, ein besonderer Gast. All das lässt sich für den Einstieg verwenden, solange es zum Thema der Rede führt. Verlangt aber Improvisationstalent und setzt voraus, dass dieser Einstieg besser ist als der ursprünglich geplante.
Mit Humor verbinden und die Schwere nehmen
Im Storytelling ist Humor das universellste Rezept für Erfolg. Wer seine Rede humorvoll startet und die Zuhörer tatsächlich zum Lachen bringt, der hat es geschafft. Die Verbindung ist da, die Schwere, die über jedem Anfang liegt, ist verflogen. Inspiriert von einer kleinen Studie habe ich den Zuhörern zu Beginn einer Mitarbeiterversammlung einmal erklärt, wie sich ihre Aufmerksamkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit entwickeln wird. Ich erzählte ihnen, dass sie schon bald unweigerlich sexuellen Tagträumen nachhängen würden. Auf diese Versammlung wurde ich noch Jahre danach angesprochen. Lesen Sie dazu auch diesen Beitrag über die Bedeutung von Humor im Arbeitsleben.
Mit Fragen den Motor der Rede anwerfen
Eine Frage ist ein mächtiges Werkzeug, um das Publikum in seinen Bann zu ziehen. „Wer von Ihnen kommt aus München? … ist mit der Bahn angereist? … glaubt, dass wir in zehn Jahren mit selbstfahrenden Autos zu diesem Kongress gebracht werden?“ Lassen Sie drei Personen antworten, dann steigen Sie ins Thema ein. Oder fragen sie bildhafter, überraschender, wie George Clooney in dem Film Up in the Air: „Wieviel wiegt ihr Leben?“ Seine Zuhörer sollen sich vorstellen, sie würden einen Rucksack tragen. Ein Rucksack, der alles enthält, was sie besitzen. Auto, Haus, alles. Dann sagt er: „Und nun versuchen Sie zu laufen. Ist gar nicht so einfach, oder?“ Der Motor der Rede ist in Gang gesetzt. Jeder will wissen, wie es weitergeht.
Lesen Sie dazu auch meinen Beitrag über die Struktur überzeugender Vorträge.