Wie gehe ich vor, wenn ich ein Sachbuch schreiben will? Das werde ich häufig gefragt. Basierend auf eigener Erfahrung und Coachings von Sachbuchautoren, hier meine 10 Tipps für alle, die sich für 2024 vorgenommen haben, an ein Buchprojekt zu wagen. Und keinen Ghostwriter zu beauftragen, sondern vorhaben, das Buch selbst zu entwickeln und zu schreiben.

Ein Sachbuchprojekt dauert in der Regel mindestens ein Jahr. Das Gute ist: Es lässt sich meiner Erfahrung nach besser planen als ein Romanprojekt, es ist stärker Malen nach Zahlen. Das Storytelling ist weniger komplex. Das Fundament ist die eigene Erfahrung. Die Herausforderung besteht vor allem darin, im Konzept maximal klar zu sein, über das, was man sich vornimmt und im Prozess vom einmal eingeschlagenen Kurs nur aus sehr guten Gründen abzuweichen.

Maximal klar und einfach

Natürlich gibt es noch viele andere Schritte, die wir gehen, um zu diesem Ziel zu kommen. Außerdem ist jedes Buchprojekt anders. Doch das ändert nichts an den 10 Schritten. Wenn Sie diese gehen, dann haben sie nicht nur eine besser ausformulierte Idee, sondern einen ganz konkreten Plan und das Buch, das Sie schreiben wollen, haben Sie bereits mit einem hohen Grad von Details und einer klaren Struktur im Kopf.

Nicht nur inhaltlich, auch stilistisch. Nicht nur aus kreativer, sondern auch aus ökonomischer Perspektive. Sie können Ihr Projekt in drei Sätzen oder in dreißig Minuten präsentieren, einer Freundin, einem Kollegen, einem Verlag. Und Sie können entspannt zu schreiben beginnen. Steht das Konzept in Form eines umfangreichen Exposees, steht dem nichts mehr im Weg. Auch auf dem Weg vom Konzept zum fertigen Manuskript gibt es Einiges zu berücksichtigen, doch das würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Beginnen wir also mit dem Weg von der Idee zum Konzept!

Ein Sachbuch schreiben: 10 Schritte

1. Titel

Zu Beginn empfehle ich, einen Bierdeckel zu nehmen, um Titel und Untertitel für das Buch festzuhalten. Der Bierdeckel hilft uns, knapp zu formulieren. Für diesen Prozess nehme ich mir Zeit, Tage, Wochen. Es gibt Dutzende Versionen, bevor ich eine auswähle und den nächsten Schritt gehe.

2. Pitch

Eine gute Hilfe für den Bierdeckel ist ein klassischer Pitch. In diesem Beitrag stelle ich einen Match Pitch vor, den ich unbedingt ausfüllen würde und ggf. immer wieder updaten.

3. Feedback

Die Ergebnisse werden immer wieder mit einem engen Kreis von Freunden diskutiert, deren Feedback maximal offen ist und die darüber hinaus die angestrebte Zielgruppe repräsentieren sollten. Nebenbei wird natürlich immer wieder der Inhalt diskutiert. Unbedingt Stichworte machen, meist enthält das Feedback sehr wertvolle Informationen.

4. One pager

Stehen Titel und Unterzeile, empfehle ich, den Inhalt des Buches auf maximal einer Seite festzuhalten. Worum geht es? Welchen Nutzen bringt das Buch wem? Warum schreiben ausgerechnet Sie das Buch? Warum jetzt?

Mein Buch Tell me! Wie Sie mit Storytelling überzeugen hieß zu diesem Zeitpunkt Kopfkino. Storytelling für Manager. Ich war überzeugt von dieser Zielgruppe, weil ich selbst viele Jahre als Medienmanager und Chefredakteur gearbeitet hatte. Der Nutzen war klar: Managern zu zeigen, wie sie Storytelling für den Erfolg ihrer Arbeit nutzen. Ich wollte das Buch schreiben, weil ich zum einen dringenden Bedarf sah, zum anderen als frisch gebackener Autor ein Thema wählen wollte, in dem ich mich auskannte und das zugleich eine Kontinuität in meiner Biographie darstellte. Ich hatte einfach Riesenlust auf das Buchprojekt.

5. Markt

Jetzt wechseln wir die Perspektive und verbringen Zeit in Buchläden und auf Amazon. Die Leitfragen sind: Wo wird das Buch vom Buchhändler intuitiv einsortiert? Welche Bücher finden sich in der Nähe? Wie unterscheiden sie sich von Ihrem (inhaltlich, aber auch Umfang, Preis, Gestaltung etc.)?

Wenn Sie es noch nicht getan haben, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, die wichtigen Konkurrenztitel genau zu studieren. Vielleicht können Sie auch Kontakt mit den Autorinnen und Autoren aufnehmen? Nun kommen neue Fragen, die nur Experten beantworten können: Was verkaufen die Bücher im Konkurrenzumfeld denn so? Und was wollen Sie verkaufen? Ist der Markt groß genug für ein weiteres Buch? Und so weiter.

6. Experten

Experten zu finden, ist Teil des Projekts. Es gehört zur Recherche. Denn auf diesem Weg finden Sie Ihren Zugang zum Markt. Vielleicht ist es eine Agentin, ein Autor, eine Lektorin. Ihre Entscheidung, wo Sie suchen. Im Kern geht es darum, die harten Fakten zu bestimmen. Hier kann sich das Projekt noch einmal drehen. Die Recherche für mein Projekt zum Beispiel zeigte, dass die Zielgruppe Manager nicht attraktiv war, viel zu eng gefasst.

7. Vorbilder

Bevor wir das Exposé verfassen, noch drei Zwischenschritte. Es geht um die Frage: Wer sind Ihre Vorbilder? Welche Autoren lesen Sie gerne? Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie versuchen werden, ähnlich zu schreiben, ist groß. Daher sollte man sich das bewusst machen.

In meinem Beispiel wurde mir bei diesem Schritt deutlich, dass mein Buch ein ganz bestimmte Machart und einen ganz bestimmten Stil haben sollte: den meiner Reportagen oder meines Blogs. Und dieser Stil wiederum war geprägt von erzählenden Sachbüchern amerikanischer Machart. Konkret: Malcolm Gladwell und Tom Wolfe beeinflussen mein Schreiben. Die Gestaltung der Bücher Nancy Duartes spricht mich an, die Farben und Infografiken. Was spricht Sie an? Was sind Ihre Vorbilder? Stellen Sie sich Ihr Buch genau vor!

8. Stil

Schreiben Sie die Einleitung und mindestens zwei weitere Kapitel. Wenn Sie Grafiken wünschen, dann versuchen Sie, diese in den Text einzubauen. Wahrscheinlich haben Sie an diesem Punkt längst begonnen zu schreiben. Stellen Sie sich immer wieder die Frage: Was zeichnet meinen Stil aus? Denn das ist die Art, wie Sie Leserinnen und Leser ansprechen, wie Ihr Buch empfunden und erinnert wird. Es ist auch ein wichtiger Grund, es weiter zu empfehlen, über den Inhalt hinaus.

9. Struktur

Nun brauchen wir das Gerippe Ihres Buchs. Wie ist es strukturiert? Wir denken auf zwei Ebenen: Teile und Kapitel. Die Struktur sollte klar und logisch sein, Bierdeckel-tauglich. Angenommen das Buch hat drei Teile mit jeweils zehn Kapiteln, dann brauchen wir 33 Headlines. Das bedeutet, bevor wir das Buch schreiben, entwickeln wir es soweit möglich im Kopf. Tell me! hat 3 Teile, sie sind mit jeweils einem Wort benannt: Connect, Copy, Create. Das ist der Dreischritt des Lernens, den Leserinnen und Leser gehen. Zu jeder Headline gibt es eine Erklärung. Zum Beispiel: Connect. So stark wirken Geschichten.

Bei den Kapitelüberschriften habe ich mich für die Verbindung emotionaler und sachlicher Headlines entschieden. Ein Beispiel: Ich, wir, jetzt. Menschen mitnehmen mit der Obama-Methode. Ich hätte es mir einfacher machen können und rein sachliche Überschriften wählen, doch in einem Storytellingbuch schien mir das nicht sinnvoll. Die Headlines sollten zumindest eine Story anreißen.

Je nachdem, wie Sie Ihr Buch strukturieren, braucht dieser Prozess etwas Zeit. Meine Idee war, dass sich ein Kapitel in der Bahn oder vor dem Schlafengehen lesen lassen sollte, daher habe ich mich für viele kürzere Kapitel entschieden. Außerdem mag ich Bücher lieber lesen, die etwas feiner strukturiert sind, weil ich als Leser so ein besseres Gefühl dafür habe, wo ich mich gerade befinde.

10. Exposé

Das Exposé fasst alles bisher Erarbeitete zusammen. Es umfasst somit Titel und Untertitel sowie alle Eckdaten und die inhaltliche Beschreibung. Dazu die detaillierte Struktur plus die Einleitung und mindestens zwei Probekapitel. Auf Basis dieser Unterlagen können Sie das Buchprojekt einem Agenten vorstellen oder direkt einem Verlag oder Sie verlegen das Buch selbst, was ja über Amazon oder BOD auch keine allzu hohe Hürde darstellt.