Einen gelungenen Vortrag halten, dafür gibt es viele Regeln. Ich bin der Überzeugung, es lässt sich am besten durch Beispiele lernen. Hier ist so ein Beispiel: Der Vortrag von Facebooks COO Sheryl Sandberg „Why we have too few women leaders“, gehalten auf der TED Women 2010 in Washington.

Entscheidend für den Erfolg von Business-Vorträgen ist meiner Meinung nach die Mischung aus Fakten und Storys. Daran hängt der Erfolg. Sandbergs Vortrag geht vorbildlich mit dieser Mischung um – so entsteht zugleich hohe Glaubwürdigkeit und Sympathie.

7 Tipps für den gelungenen Vortrag:
Sheryl Sandberg

  1. Klare Headline: Das Thema in einem Satz

    Warum wir zu wenige weibliche Führungskräfte haben – die Headline von Sandbergs Vortrag enthält exakt das Thema. Allein aufgrund des Titels kann jeder entscheiden, ob das für ihn interessant ist oder nicht.

  2. Magische Verbindung: Fakten und Storys

    Ich kenne keinen Vortrag, der so elegant harte Fakten und persönliche Storys verbindet wie der von Sheryl Sandberg. Gerade die Storys werden erinnert – und zwar um den Faktor 22 besser als die Fakten, zeigen Studien der Universität Stanford. Ein halbes Jahr nachdem ich das Video dieses Vortrags zuletzt gesehen habe, kann ich 4 von 5 Storys erinnern, aber nicht eine Zahl, die Sandberg nennt. Testen Sie es selbst.

  3. Weniger ist mehr: 1 Fakt pro Minute

    Sandberg überlädt ihr Publikum nicht mit Fakten. In der Summe sind es 15 Fakten in 15 Minuten. Mehr würde die Sprecherin zwar leicht in den Vortrag aufnehmen können, damit aber mit hoher Wahrscheinlichkeit das Publikum überfordern oder langweilen. Es geht darum, auf die wichtigsten Fakten zu fokussieren.

  4. Kontinuierlich Emotionen: 1 Story auf 3 Fakten

    Sandberg erzählt insgesamt 5 Storys, 4 davon sind ganz persönliche, sehr emotionale Geschichten. Sie highlighten, was die Fakten aussagen und machen die Sprecherin sympathisch. Die erste Story zum Beispiel erzählt von Sandbergs Suche nach Damentoiletten, die zweite erzählt von einer Prüfung im Fach Europäische Geistesgeschichte und die Anmaßung ihres Bruders gegenüber ihr und einer Freundin.

  5.  Ich und wir: Spannung durch Gegensätze

    Sandberg kontrastiert in ihrem Vortrag ganz gezielt abstrakte Fakten, Studien und Erhebungen mit ihren eigenen Erfahrungen als Managerin. Sie pendelt gekonnt zwischen Ich und und wir, subjektiv und objektiv. Eine Story erzählt von einer Harvard-Studie, in der zwei Gruppen gebeten werden, einen erfolgreichen Risikokapitalgeber zu beurteilen – geändert wurde nur der Name. Mal heißt die Figur Howard, mal Heidi. Das Ergebnis: einfach nur erschreckend. Das subjektive Gegenstück zu dieser Studie: Wie Sandberg selbst sich als Diskussionsleiterin gegenüber ihren weiblichen Kollegen unfair verhält.

  6. Ich weiß es nicht: Verletzlichkeit ermöglicht Nähe

    Dass Sandberg im Bereich der Daten und Fakten zu Hause ist, merkt jeder Zuhörer sofort. Umso wertvoller ist es, dass sie zugibt „Ich kenne leider nicht die richtige Lösung“. So entsteht Nähe. Es gibt eine Geschichte darüber, wie der Vortrag entstanden ist. Sandberg wollte Fakten, Fakten, Fakten. Sie erzählte es einer Freundin. Die sagte: „Lieber nicht. Sei du selbst, sei offen, ehrlich, verletzlich. Erzähl von dir.“

  7. Unplugged: Fokus auf die Sprecherin

    Sandberg verzichtet auf jegliche Präsentation. Nur sie selbst. Das ist die hohe Schule des Vortrags und funktioniert meiner Meinung nach nur bei Rednern, die sich trauen, Storys zu erzählen und persönliche Nähe zuzulassen. Die auf der Bühne sie selbst sein können.

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