Ohne Wendepunkte keine Story. Eine großartige Story ist weniger eine Autofahrt auf einem US-Highway, sondern vielmehr wie eine Achterbahnfahrt: voller überraschender Wendungen, neuer Perspektiven, aufregender Momente. Birds – dieser Kurzfilm von Pixar zeigt, wie es geht.

Kurz zur Erinnerung: Jede Story hat eine Grundstruktur. Die lässt sich meiner Meinung nach am besten in einem Dreiaktstschema beschreiben. Bei Pixar finde ich dazu folgendes Zitat: „A story is a series of events. It begins, something happens, and it ends.“ So einfach ist es.

Pixars Birds – die Grundstruktur des Kurzfilms:

  1. Situation (It begins: kleiner Vogel allein auf Telegrafenleitung)
  2. Komplikation (Something happens: nervige Gesellschaft)
  3. Auflösung (It ends: Absturz der Vögel)

Es im gibt im Wesentlichen zwei große Wendepunkte in einer Story: einer lässt die Komplikationen beginnen, ein weiterer lässt sie wieder enden. Dazu gibt es viele kleine Wendepunkte, insbesondere in Teil 2, wo sich die Komplikationen meist zuspitzen. Das lässt sich wunderbar in Birds beobachten.

Pixars Birds – die Wendepunkte:

  1. Erster Vogel landet. Kein Distanzgefühl. Wird weggeschubst.
  2. Zweiter Vogel landet. Ebenfalls kein Distanzgefühl. Wird angemault.
  3. Viele Vögel landen. Maulen sich gegenseitig an.
  4. Großer Vogel taucht auf. Wird erst veralbert. Dann Flucht und Getuschel.
  5. Großer Vogel setzt sich zwischen die kleinen Vögel. Neues Gleichgewicht. Alle kleinen Vögel auf schiefer Ebene.
  6. Kleiner Vogel hackt großen Vogel in den Bauch. Großer Vogel erschrickt und fällt. Hängt nur noch mit den Krallen am Kabel.
  7. Kleine Vögel hacken auf die Füße des großen Vogels ein. Als sie die Gefahr erkennen, ist es zu spät. Der große Vogel fällt, die kleinen schießen nach oben und verlieren dabei ihre Federn.
  8. Der große Vogel setzt sich auf, freut sich über die Federn in der Luft und lacht über die nackten kleinen Vögel, die nach und nach aus dem Himmel fallen. Die schämen sich und verschwinden im Kornfeld.

Die Abfolge der Wendepunkte ließe sich noch viel detaillierter darstellen, jede kleine Änderung der Situation, der Stimmung. Aber so soll es reichen, um zu verstehen, wie die Geschichte lebendig bleibt. Denn das lässt sich auf jede Business Story übertragen: die Herausforderungen und wie man ihnen begegnet, dabei scheitert, etwas Neues versucht – und so weiter, bis es endlich klappt. Auch wenn der Preis vielleicht sehr hoch ist – wie in Pixars Birds.

Wendepunkte machen eine Story erst lebendig

Entscheidend ist es, die Story nicht zu glätten und nur die Linien zu verbinden, die von Erfolg zu Erfolg führen. Auch wenn die Versuchung groß ist. Das glaubt keiner. Da fühlt sich keiner hinein. Da hört keiner zu. Das merkt sich keiner. Sondern ganz im Gegenteil. Wendepunkte machen eine Story erst lebendig. Die Erfolgsformel lautet: Von Misserfolg zu Misserfolg zu Misserfolg zu Erfolg! Ganz gleich, ob im Strategie-Storytelling, im Change-Storytelling oder im Brand-Storytelling.