Storytelling und Digital Leadership, wie passt das zusammen? Ein Gespräch mit Ibrahim Evsan, Visionär, Unternehmer, Blogger, Buchautor, Redner und Experte für Digital Leadership.

Was ist Digital Leadership? Welche Rolle spielt Storytelling in diesem Konzept?

Für Digital Leadership muss ich drei wichtig Elemente verstehen. Erstens: Wie funktioniert Social Media? Es ist wichtig, alle Tools und Services zu kennen. Und mich selbst. Denn ich muss authentisch wirken. Und wenn ich mich selbst kenne, dann weiß ich ja genau, welche Geschichten ich erzählen möchte, damit ich insgesamt spannend wirke. Sie wiederholen sich. Aber sie entwickeln sich auch weiter. Hab ich also die Geschichten und die richtigen Tools, dann connecte ich mich mit Menschen. Ich generiere eine hohe Followerschaft. Dritte Stufe: Digital Leadership. Es geht darum, das ganze Internet in seiner Perfektion zu nutzen, damit es diese unglaubliche Wirkung hat.

Gibt es Beispiele dafür?

Digital Leader sind die großen Konzerne, Google, Facebook und so weiter.

Und Menschen?

Digitale Influencer wie Klaus Eck. Oder hervorragende Journalisten, die sich als Marke etabliert haben, wie Richard Gutjahr. Die haben eine Struktur geschaffen, die sie nutzen, um sich zu positionieren. Doch das war erst der Anfang. Denn jetzt kommen die perfekten Manager wie zum Beispiel John Legere, den Chef der Tochter T-Mobile US. Die nächsten Digital Leader werden die Konzernchefs, davon bin ich fest überzeugt.

Und welche Geschichten erzählen sie?

Wie sie ihre Firma führen. Und zwar von Werten getrieben. Ein Konzernchef kann niemals über Produkte sprechen. Die sind nebensächlich. Die Produkte müssen einfach gut sein. Er spricht darüber, wie er es schafft, neue Produkte zu schaffen, die Welt zu verändern, die Zukunft schneller herbeizuführen.

Als einzelner aus der Küche ein Unternehmen gründen: Das ist Digital Leadership

Klingt wie Steve Jobs?

Ja. Ein gutes Beispiel dafür ist Elon Musk. Das ist der neue Steve Jobs. Weil er es schafft, die Leute mit seinen Visionen zu faszinieren.

Aber er stellt auch neue Produkte vor.

Mehr schlecht als recht. Er ist kein guter Präsentator. Aber jeder weiß, dass er die Vision hat. Er hat irgendwann gesagt, ich mache Elektroautos, und das setzt er mit Tesla um. Das macht ihn so faszinierend. Er ist der beseelte Manager, der die Leute überzeugt, in seine Aura einzutreten. Und genau das macht einen Visionär aus.

Nicht jeder mag ihn.

Stimmt. Er polarsiert. Man liebt ihn oder man hasst ihn. Deshalb bin ich sicher, wenn Elon Musk heute nach München kommen würde, dann würde er die Olympiahalle füllen. Das ist ein neuer Popstar. Nicht nur auf Facebook. Natürlich hat er auch viele Neider.

Warum folgen die Leute Konzernchefs?

Weil es faszinierend ist. Man kann ihre Geschichte sehen. Wie sie agieren. Mark Zuckerberg trifft sich ständig mit Top-Leuten, bis hin zu Präsidenten. Man sieht plötzlich, dass Manager sich einen Traum erfüllen können, was noch nicht einmal Rockstars geschafft haben. Außer vielleicht Michael Jackson. Sie verändern die Welt.

Auch in Deutschland?

Nimm den Daimler-Chef, den Dieter. Jetzt ohne Krawatte, der hat sich neu erfunden.

Digital-Leadership

Krawatte?

Das ist eine Norm, die vorgelegt wird. Digital Leadership bedeutet, absolut authentisch zu sein. Deswegen finden wir ja auch diese ganzen Banker unsympathisch.

Mark Zuckerberg oder Elon Musk: Von deren Storys wollen die Leute ein Teil sein

Ist das nicht nur was Äußerliches?

Natürlich ist das was Äußerliches. Zeigt aber, dass man nicht authentisch ist.

Woran erkenne ich, dass jemand authentisch ist?

Wenn man das schafft, überall gleich zu sein. Keine Rollenspiele. Darum geht es doch. Keine Maske.

Passen in die Geschichte von Dieter jetzt mehr Leute rein?

Er hat eine große Transformation durchgemacht. Gemerkt, dass man neue Leute und neue Strukturen braucht. Freiheit anstelle von mehr Kontrolle. Das ist auch eine Geschichte. Damit identifizieren sich die Leute.

Und dann?

Kommt eine ganz neue Währung: Sympathie. Und wenn sie da ist, dann ist man eigentlich unbreakable. Du bist ein Teil des Lebenssinns anderer Menschen. Sympathie hält alles zusammen. Das führt dann am Ende des Tages zu Liebe.

Sympathie als Reaktion auf die Ehrlichkeit und Authentizität der Digital Leader?

Ja. Aber da fehlt nur eine Würze: Werte vermitteln! Es geht darum, Wertebotschafter zu sein. Die Umgebung mit einzubeziehen. Wir müssen mit allem eins werden. Und das geht, indem wir erklären: Wie verändert dieses Produkt die Welt, die Umwelt, die Politik zum Guten? Jetzt ist die Zeit, sich Digital Leadership aufzubauen. Jetzt fängt es an. Bis hierhin waren es alles nur Zufälle, wenn einer bei Social Media gut angekommen ist. Interessant: Die Social Media Stars von heute werden immer müder. Wir werden jetzt in den nächsten 2-3 Jahren komplett neue Social Media-Stars erleben. Die alten werden vergessen.

Ein anspruchsvolles Konzept, Digital Leadership. Was ist das Elementare, um das zu können?

Eine Vision. Eine Aufgabe haben in dieser Welt. Das wollen wir doch heute sehen. Denn da draußen gibt es Tausende Unternehmen, die das noch nicht wissen. Sie müssen erwachen.

Zu dem stehen, was man nicht mag: Political Correctness gibt es nicht mehr

Und Geschichten von einer besseren Welt erzählen?

Darum geht es. Ein Elon Musk wird nicht vergessen werden. Ein Steve Jobs auch in 50 Jahren nicht. Denn sie wollen und wollten eine bessere Welt. Solche Geschichten gibt es da draußen millionenfach. Sie müssen nur erzählt werden.

Was könnte ein Grund sein, sie für sich zu behalten?

Alte Muster. Sei still, erzähl nicht, was du kannst. Erzähl nicht, was noch nicht fertig ist. Doch das funktioniert heute nicht mehr. Heute muss ein Unternehmer ganz klar sagen: Das ist unser Ziel. Da wollen wir hin. Und ihr könnt uns unterstützen, dieses Ziel zu erreichen.

Hast du eine Geschichte, wo es nicht funktioniert?

Nimm Karl-Theodor zu Guttenberg. Er hätte doch sagen können, ich war jung, ich habs versemmelt. Aber ich bin immer noch der, der ich bin. Im Social Media ist die Lüge nicht möglich. Das muss uns bewusst werden. Jede Lüge ist irgendwo gespeichert und kommt irgendwann mal raus. Wahrhaftigkeit zählt. Man darf zu dem stehen, was man nicht mag. Political Correctness gibt es in der Zukunft nicht mehr. Sag mir, was du von mir denkst. Und wenn es dir nicht passt, dann sperren wir uns gegenseitig auf Facebook.

Wie wird sich die Welt durch Digital Leadership verändern?

Digital Leader werden wir viel häufiger in den Medien sehen. Sie werden die Rolle von Politikern übernehmen. Es wird immer unwichtiger, was Angela Merkel sagt oder der nächste Bundeskanzler. Es wird viel wichtiger sein, was Mark Zuckerberg sagt. Und was er tut. Er wird neue Normen setzen und Werte.

Weil?

Personenmarken zählen. Als Einzelner musst du aus der Küche heraus ein Multimillionen-Unternehmen gründen: Das ist Digital Leadership. Und schau dir an, was Mark Zuckerberg oder Elon Musk aufgebaut haben. Von deren Storys wollen die Leute Teil sein. Da gehen Digital Leadership und Storytelling perfekt zusammen.