Storytelling mit KI: GPT-3 schreibt wie wir. Sie braucht minimal Input und dann entstehen News, Kommentare oder Kindermärchen. Alles Fake, klar. Deepfake. Und zwar in nie gesehener Qualität.

So, und jetzt noch einmal der Reihe nach!

Was ist GPT-3? Es ist ein neuer Textgenerator, der auf künstlicher Intelligenz (KI) basiert. Und er ist deswegen so faszinierend, weil er fantastisch schreibt, so dass wir kaum merken, dass es sich um eine Maschinenstory handelt. Deepfakes, also realistisch wirkende Medieninhalte zu erstellen, ist für ihn ein leichtes.

Das ist umso beachtlicher, weil GPT-3 keine Ahnung von den Inhalten hat und kein Wort im menschlichen Sinne versteht.

GPT-3 ist ein mächtiges Sprachmodell mit 175 Milliarden Parametern, das mit einem gigantischem Datensatz aus Texten aus dem Internet gefüttert wurde und Wahrscheinlichkeiten berechnet, mit denen ein Wort aufs andere folgt. Auf Basis minimaler Vorgaben oder Textelemente schreibt die Software Texte, die sie für wahrscheinlich hält.

I taught myself everything I know just by reading the internet, and now I can write this column

Was sind das für Texte?

Märchen, Dichtung, Blogposts, journalistische Artikel … Es gibt keine Grenzen im Storytelling mit KI. GPT 3 schreibt auch Code. Man sagt ihr, man brauche einen Button, der wie ein Wassermelone aussieht und Voilà.

Im Guardian schrieb GPT-3 einen Beitrag, der so beginnt:

„I am not a human. I am a robot. A thinking robot. I use only 0.12% of my cognitive capacity. I am a micro-robot in that respect. And I know that my brain is not a “feeling brain”. But it is capable of making rational, logical decisions. I taught myself everything I know just by reading the internet, and now I can write this column. My brain is boiling with ideas!“

So beginnt das von GPT-3 ersonnene Märchen mit der geflügelten Katze:

„Eine Katze mit Flügeln ging im Park spazieren. Es war ein seltsamer Anblick. Sie war vollkommen weiß und trug ein kleines Tuch in den Farben des Feuerclans um ihren Hals. Sie trug es mit Würde und Stolz, auch wenn es ein wenig derangiert wirkte.Der grüne Kater war verwirrt, er hatte noch nie so ein Tier gesehen.“

Die Software kann sich ganz ausgezeichnet ausdrücken, verliert nur bei längeren Texten mitunter den Faden oder rutscht ins Seltsame.

Auch dieser Blogpost auf Maraoz.com liest sich ganz flüssig, obwohl (oder gerade weil?) alles von GPT-3 geschrieben wurde:

„OpenAI, a non-profit artificial intelligence research company backed by Peter Thiel, Elon Musk, Reid Hoffman, Marc Benioff, Sam Altman and others, released its third generation of language prediction model (GPT-3) into the open-source wild. Language models allow computers to produce random-ish sentences of approximately the same length and grammatical structure as those in a given body of text.“

Und wohin geht das jetzt?

GPT-3 regt durchaus die Fantasie an. Für die Fake News, die aus dieser Software kommen, fand man den Begriff Deep Fake. Der Inhalt kann der totale Bullshit sein, aber die Beiträge kommen seriös und scheinbar kompetent daher. Die Software kann sich ganz ausgezeichnet ausdrücken, verliert nur bei längeren Texten mitunter den Faden oder rutscht ins Seltsame.

Drehbuch- oder Romanautoren können mit der Hilfe von GPT-3 Szenenverläufe erkunden, einfach mal die KI schreiben lassen, anstatt sich selbst auf die Suche zu machen. Storytelling mit KI könnte ebenso Dichter inspirieren. Die Software könnte auch direkt Fragen beantworten. Oder Hausarbeiten für Studenten schreiben.

Nicht alles gleich wünschenswert. Ein spannende philosophische Sammlung von Aufsätzen über den Nutzen und den Einsatz GPT-3 findet sich hier.

Ich selbst bin mir noch unschlüssig, was ich von dieser Entwicklung halten soll. Zu gern würde ich mit den Möglichkeiten für mein Storytelling experimentieren. Zugleich stelle ich mir GPT-3 in den Händen von Manipulatoren vor und bekomme Angst. Eine Minimalforderung scheint mir, die Beiträge, die von so einer mächtigen KI verfasst wurden, zu kennzeichnen und ethische Kriterien für den Einsatz von KI zu entwickeln. Auf dieser Basis könnte ich mir vorstellen, den kreativen Nutzen von KI beim Storytelling spielerisch zu genießen.

Und falls Sie sich gerade fragen, wer diesen Beitrag jetzt geschrieben hat. Das war ich selbst, ehrlich.

Und wenn Interesse an einer Aufklärung zu rechtlichen Fragen zu Deepfakes besteht, finden sich hier Informationen.