Suspense. Oder wie man einen Thriller schreibt. Der kleine Ratgeber der US-Autorin Patricia Highsmith (1921 – 1995) gibt jede Menge praktische Tipps für Storyteller. Ein typischer Fehler beim Schreiben von Romanen, sagt die Meisterin des Psychokrimis, sei das Verzetteln.

Das lässt sich meiner Erfahrung nach 1:1 auf Präsentationen oder Vorträge übertragen. Viel zu oft fehlt der rote Faden, die Linie, die Grundidee, der die Zuhörer folgen können. Und wollen.

Am deutlichsten ist dieser Zustand an Überlänge und Übermenge an Charts abzulesen. Eine Ausnahme mag Scott Galloway bilden, doch sein Hochleistungsstorytelling ist einen eigenen Blogbeitrag wert. Später.

Wer sich nicht verzetteln will, sollte laut Patricia Highsmith vor allem eins im Auge behalten: den Plot, das Handlungsgerüst.

1. Plot in einem Satz fixieren

Ein Beispiel für dieses sehr effiziente Verfahren: Highsmiths‘ Erstlingsroman Zwei Fremde im Zug: „Zwei Menschen vereinbaren den Mord am Feind des jeweils anderen und sorgen so für ein perfektes Alibi.“

Wer diesen Satz nicht schreiben kann, wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit verzetteln. Er gehört an den Anfang der Arbeit. Nicht an das Ende.

Erst wenn der Ein-Satz-Plot formuliert ist, beginnt die Arbeit am Handlungsgerippe, dem Plot. Steht der Plot, kann mit dem Schreiben begonnen werden.

Ein-Satz-Plot. Ausführlicher Plot. Schreiben. Das ist die empfohlene Reihenfolge.

2. Wie bringt dieses Chart die Story weiter?

Patricia Highsmith schreibt: „Die Ausgangsfrage sollte jedes Mal lauten: ‚Wie bringt dieses Kapitel die Story voran?’“

Die Autorin empfiehlt, sich über die grobe Struktur hinaus, Kapitel für Kapitel eine Übersicht zu machen über das, was dort passieren soll.

Genauso lassen sich Präsentationen bauen, immer die Frage im Hinterkopf: Wie bringt dieses Chart die Präsentation voran? Oder bei umfangreicheren Präsentationen: Wie bringt dieser Abschnitt die Präsentation voran? Ist die Antwort darauf stichhaltig, weiter zum nächsten Chart.

Wer diese einfache Technik nutzt, bleibt effizient und verliert niemals den Fokus.

3. Ein Plot sollte kein starres Gebilde sein

Punkt 1 und 2 genannt habend, geht Highsmith wieder vorsichtig einen Schritt zurück. Sie sagt: Sei strikt und hart mit dir, aber lass sich auch auf Überraschungen ein, die erst im Prozess des Schreibens kommen mögen.

Die Autorin formuliert es lakonisch so: „Wenn ich von vornherein weiß, was passiert, macht mir das Schreiben viel weniger Spaß.“ Ich erlaube mir, den Satz etwas zu verlängern: … und wenn mir das Schreiben weniger Spaß macht, dann macht vielleicht auch das Lesen weniger Spaß, was ja wohl unmöglich jemand wollen kann.

Ich sehe es wie Patricia Highsmith. Nach dem oben beschriebenen Plan zu arbeiten ist ratsam. Vor allem, wenn im Business Alltag verschiedene Abteilungen an der Ausarbeitung einer Präsentation oder Rede beteiligt sind.

Dennoch empfehle ich, agil zu bleiben und neue Ideen, die beim Schreiben oder Arrangieren entstehen, aufzugreifen und zu diskutieren. Nur so bleibt es eine kreative Tätigkeit und kein stupides Malen nach Zahlen.

Die Gefahr, sich zu verzetteln, ist gering. Im Team ergibt sich schnell ein Gefühl dafür, ob die neuen Ideen im Sinne des Plots nützlich sind oder nicht. Oder ob der Plot selbst vielleicht eine kleine Modifikation benötigt.