„Wir brauchen Fiktion, um Fakten zu verstehen“, sagt Baroness Susan Greenfield. Durch Zufall bin ich bei den Videos der „School of life“ auf den spannenden Vortrag der britischen Hirnforscherin und Schriftstellerin gestoßen.

Spannend vor allem aus einem Grund: Es soll ein Vortrag über Storytelling sein. Ist es aber nicht wirklich. Es ist vielmehr ein Vortrag über Erkenntnisse der Hirnforschung und die Risiken der Kommunikation im digitalen Zeitalter.

Ein bisschen geht es auch um Storytelling. Aber das wird fast zur Nebensache.

Andererseits: Die Baronesse ist eine glänzende Storytellerin. Die Erkenntnisse über Hirnforschung sind so packend und amüsant vermittelt, dass der Vortrag dann doch wieder eine gute Storytellingschule ist.

Die Rolle der Fiktion: die Punkte verbinden

„Wir brauchen Fakten, um Fiktion zu verstehen“ – das ist die Kernbotschaft von Susan Greenfield in Bezug auf Storytelling. Ein starker Satz. Sie belegt es so: Erst als Geschichte macht das Leben eines Menschen Sinn.

Jeder Mensch lebt entlang seines eigenen Lebensgraphs. Fakt für Fakt. Ereignis für Ereignis. Aber diese Kette von Punkten verwandeln wir mithilfe von Storytelling. Der Lebensgraph wird zum – ich erlaube mir, ein neues Wort zu erfinden – Storygraph.

Fakten machen nur Sinn in Bezug auf eine Story mit Anfang, Mitte, Ende. Erst die Story verlinkt diese Fakten. So entstehen Sinn und Bedeutung. Und das, behauptet Susan Greenfield, sei der entscheidende Punkt: Nichts sei für uns Menschen so wichtig wie die Bedeutung unseres Lebens.

Mir gefällt dieser Link zwischen Story und Bedeutung / Sinn wunderbar. Ohne Story generell kein Sinn – ob auch dieser Satz funktioniert? Sicher.

Ohne Fakten keine Story? Das klingt komisch für mich. Lügengeschichten sprechen dagegen. Vielleicht so: Ohne Fakten keine gute Story – schon gar nicht im Business. Fakten und Story sind ein Zwillingspaar, das eine nicht ohne das andere.