Daten mit Hilfe von Storytelling zu übersetzen, ist immer wieder eine Herausforderung. Hier ist eine einfache Story über exponentielles Wachstum, wie wir es z.B. in der digitalen Welt erleben oder in der Welt der Viren. Sie beginnt wie viele gute Storys mit der Frage: Was wäre, wenn?
Letzte Woche tropfte bei uns ein Wasserhahn und wir mussten ihn reparieren lassen. Nichts passiert, die Tropfen tropften in das Waschbecken, das Wasser lief ab. Während ich dem tropfenden Wasser eine Weile zusah, dachte ich: Was wäre, wenn sich die Menge der Tropfen jedes Mal verdoppeln würde – und nicht ablaufen?
Beschreiben wir eine konkrete Funktion: Jede Minute verdoppelt sich die Anzahl der Wassertropfen. So hätten wir nach ca. 6 Minuten vielleicht genügend Wasser, um einen Fingerhut zu füllen. Wenig später wäre eine Schale, die ich mit meinen Händen forme, gefüllt. Aber wie lange würde es wohl dauern, die Allianz-Arena zu füllen?
Objects in mirror are closer than they appear: der Refrain von Storys über exponentielles Wachstum
Keine Stunde. Sagen wir eher 50 Minuten. 5 Minuten bevor die Arena voll wäre, wäre sie zu 97 Prozent leer und wir würden vielleicht glauben, da wäre ausreichend Zeit, eine Lösung zu finden.
Durch COVID haben wir ein stärkeres Bewusstsein für diese Art Entwicklungen bekommen. Dennoch haben wir meiner Meinung nach längst noch kein sicheres Gefühl dafür. Daher sind Storys so wichtig. Sie zeigen die Mathematik in Aktion.
Eine andere einfache Story über exponentielles Wachstum ist die des Schachbretts voller Reiskörner. Ein Reiskorn auf das erste Feld, zwei auf das zweite Feld, vier auf das fünfte Feld und so weiter. Auf Feld 64 haben wir 18 Trillionen Reiskörner.
Es gibt dieses Aufschrift in Rückspiegeln: Objects in Mirror are closer than they appear. Genau.
Ich fand die Anregung für das Wassertropfen-Beispiel in Frederic Laloux’s wunderbarem Buch Reinventing Organisations.
Lesen Sie dazu auch dieses Interview über Data Storytelling.