Funktioniert eine Story oder funktioniert sie nicht? Das zeigt sich am besten, wenn man folgendes macht: sich die Story laut vorlesen. So ergibt sich ein Gefühl für die Wirkung, das sich bei leisem Lesen nicht einstellt.
Wenn meine Texte einen gewissen Reifegrad erreicht haben, kommt die Probe aufs Exempel: Lassen Sie sich laut lesen? Lassen sie sich flüssig sprechen? Klingen sie? Wo sind sie geschmeidig und wo holpern sie noch? Die eigenen Storys laut vorlesen bedeutet, den Finger in die Wunden legen. Jede Schwachstelle wird so gnadenlos entlarvt.
Diese Methode lernte ich von einem meiner ersten Chefs als Redakteur. Ständig gab er mir Texte zurück. Vermerk: Lässt sich nicht geschmeidig lesen. Am Anfang lachte ich noch. Aber nach einigen Wochen, Monaten, ja, nach über einem Jahr fand ich das nicht mehr lustig.
Texte laut lesen: der direkte Weg zu deren Stärken und Schwächen
Erst nach zwei Jahren begriff ich, dass Texte in gewisser Weise auch Musik sind. Rhythmische und klangliche Gebilde. Und mein Chef wollte nur erreichen, dass ich sie als solche respektiere. Dabei schrieb ich keine Lyrik, sondern journalistische Gebrauchstexte. Egal. Er las alles laut. Gab Vieles mit Vermerk zurück. Respekt vor der Sprache!
Storys laut vorlesen: Ich denke, wer das macht, gewinnt so auch Abstand zu seinem Text. Findet nicht nur die klanglichen, sondern auch die logischen Stärken und Schwächen. Kleiner Tipp, große Wirkung. Garantiert.
Probieren Sie es aus!