Ich habe lange überlegt, ob ich einen Beitrag über den amerikanischen Psychologen Marshall Rosenberg und gewaltfreie Kommunikation schreiben soll. Passt das in den Kontext von strategischem Storytelling? Eigentlich weniger.
Doch vor Kurzem hatte ich ein Gespräch. Es hat den endgültigen Ausschlag gegeben, diesen Beitrag zu schreiben. Das Gespräch erinnerte mich an viele stress- und konfliktbehaftete Gespräche im Firmenalltag. Mit Hilfe von Rosenberg wären sie garantiert besser gelaufen wären. Ehrlicher. Zielführender.
Ich bin kein Rosenberg-Experte, kein Coach, kein Psychologe. Ich gehe gerade über sehr dünnes Eis. Doch seit einer meiner besten Freunde mich vor vielen Jahren mit dem Thema „Gewaltfreie Kommunikation“ in Berührung gebracht hat, lässt es mich nicht mehr los.
Ich empfinde es als die Rückseite von Storytelling. Genau wie die Kunst des Zuhörens oder Fragens. Es geht um Beziehungen. In stressbehafteten Kommunikationssituationen hilft Storytelling nichts. Zuhören und Fragen dagegen helfen viel. Oder eben das von Marshall Rosenberg empfohlene Vorgehen.
Die Rosenberg-Formel, die Sie vielleicht längst kennen und leben, ist in der Praxis nicht ganz trivial. Das konnte ich immer wieder beobachten – bei mir und bei anderen. Sogar bei Experten. Aber versuchen Sie es, und Sie werden sehen, diese vier Schritte sind ein großartiges Konzept für die Kommunikation mit Mitarbeitern, Kollegen und Chefs. Vor allem dann, wenn es hitzig zu werden droht. Wenn negative Gefühle hochkommen.
Die Rosenberg Formel:
1. Beobachten und nicht bewerten
Beobachten, was in einer Situation geschieht. Einfach beschreiben, was jemand macht. Das ist besser als die Aufmerksamkeit darauf zu richten, zuzuordnen, zu analysieren und Ebenen des Fehlverhaltens zu identifizieren.
Sabine, du hast eben im Meeting meine Idee zerpflückt.
2. Gefühle wahrnehmen und ausdrücken
Aussprechen, wie man sich in der Situation fühlte. Keine Wertung.
Sabine, ich fühle mich missverstanden. Herabgesetzt. Als dein Mitarbeiter nicht ernst genommen.
3. Bedürfnisse ausdrücken
Der nächste Schritt führt vom Gefühl zum eigenen Bedürfnis.
Sabine, ich fühle mich herabgesetzt, weil ich Respekt möchte. Dein Verhalten verstehe ich als Beleidigung. Nicht gut: Sabine, das geht mir total gegen den Strich.
4. Bitten um das, was mein Leben bereichert
Ziel der Gewaltfreien Kommunikation ist der Beziehungsaufbau. Es geht um Offenheit, Mitgefühl und Verstehen.
Sabine, bitte sage mir doch, warum du meine Idee zerpflückt hast. Welche Aussage hat dir eben im Meeting nicht gefallen?