Das Wetter im Storytelling – im Business ein unterschätztes und viel zu selten genutztes Stilmittel. Wir reden über das Wetter an der Kaffeemaschine. Weil es jeden berührt. Und ein zentrales Thema in unser aller Leben ist. Weil es direkt mit Emotionen verbunden ist. Doch in Business Storys taucht es nicht mehr auf.

Schade, denn das Wetter lässt sich ganz einfach in eine Story einbauen. Wie, das lernen wir in Hollywood. Oder in der Literatur. Weil Hollywood in diesem Blog recht häufig erwähnt wird, habe ich für dieses Thema Beispiele aus der englischen Literatur gewählt: Unsere Lehrerin ist Jane Austen.

Drei kleine Texte der englischen Star-Autorin des 19. Jahrhunderts zeigen, wie sich das Wetter im Storytelling verwenden lässt, ohne peinlich oder platt zu wirken:

  1. Das Wetter erzeugt oder spiegelt die Stimmung

    „Der Abend dieses Tages war lang und traurig in Hatfield. Das Wetter trug nach Kräften zur Verdüsterung bei. Ein kalter, stürmischer Regen setzte ein, und dass es Juli war erkannte man nur an den Bäumen und Sträuchern, von denen der Wind zerfetzte Blätter herunterwehte, und an der Länge des Tages, so dass ein trauriger Anblick wie dieser einem noch länger vor Augen blieb.“ (Aus dem Roman Emma)

    Oder positiv:

    „Wie hat es mich beim Spazieren erfreut, sie in und um mich herumwirbeln zu sehen. Was für Gefühle haben sie doch, die Jahreszeit, die Luft und alles, entfacht!“ Dazu die trockene Antwort auf diese Schwärmerei: „Nicht alle teilen deine Leidenschaft für tote Blätter“, kommentiert die Schwester. (Aus dem Roman Verstand und Gefühl)

  2. Das Wetter ist relevant für die Entwicklung der Story

    „Das Wetter war für sie sehr günstig … Die schneebedeckte Erde und die zwischen Frost und Schnee schwankende Witterung, die am wenigsten zum Spazierengehen einlädt, indem jeder Morgen mit Regen oder Schnee begann und jeder hereinbrechende Abend sich zum Frieren anschickte, hielt sie tagelang in ehrenvoller Gefangenschaft.“ (Aus dem Roman Emma)

Versuchen Sie es doch mal, den Schnee, den Regen, die Kälte, den Herbststurm in Ihre Business Storys einzubauen. Als Spiegel der Stimmung eines Teams oder des Zustands eines Projekts. Oder als ein Element, das tatsächliche Folgen hat – das Wetter war so schlecht, wir haben einfach durchgearbeitet. Es war so großartig – alle Meetings fanden am Pool statt, mit überraschenden Ergebnissen.

Wer das Wetter im Storytelling klug einsetzt, hat garantiert die Aufmerksamkeit. Von Jane Austen lässt sich nicht nur die sensible Beschreibung des Wetters lernen, sondern auch, wie diese zum Schmunzeln anregt.

Inspiriert zu diesem Beitrag hat mich übrigens David Lodges Ratgeber Die Kunst des Erzählens.