Erzählen, um zu überleben: 1001 Nacht ist die Verknüpfung von Strategie und Story. Vom Ende denken, darum geht es. Genau wie im strategischen Management.

Nacht für Nacht erzählt die schöne Scheherazade dem König eine spannende Geschichte, damit er sie am nächsten Tag nicht ermordet. Nach 1001 Nächten schenkt der König ihr die Freiheit, während er alle ihre Vorgängerinnen nach einer Nacht ermordet hat.

Was Manager aus diesem Buch lernen können? Wie Sie gute Geschichten erzählen. Nicht als Gutenachtgeschichten für ihre Kinder, sondern als Business Storys.

Fünf Dinge machen eine erfolgreiche Geschichte in 1001 Nacht aus:

1. Das wahre Leben

Dazu greift Scheherazade hinein ins volle Leben, mischt Komödie mit Abenteuer mit Krimi. Ganz gleich wie fantastisch die Geschichten sind, es geht im Kern immer um Menschliches. Um Gier, Liebe, Erfolg oder Rache.

Bei aller Faktenorientierung sollte Storytelling im Management niemals die menschliche Seite der Geschichte außer Acht lassen. Denn das macht Geschichten erst lebendig.

2. Spieler und Gegenspieler

Zu jeder Figur findet sich mindestens ein Gegenspieler. Beispiel Ali Baba. Da ist sein  raffgieriger Bruder, der nicht lange lebt. Da ist der Räuberhauptmann, der Ali ermorden will. Ohne diese Gegenspieler keine Geschichte.

Storytelling im Management braucht einen Helden – und einen Gegenspieler. In dem Moment, wo Sie einen Helden festlegen, müssen gleich dessen Gegenspieler festlegen. Oder, sollte es keine Person sein: die Gegenkräfte beschreiben.

Vom Ende denken. Darin liegt die Macht von Storytelling.

3. Einfache Figuren

Die Erzählungen in 1001 Nacht folgen mitunter verschlungenen Pfaden, doch die Figuren sind immer einfach und holzschnittartig. So fällt es leicht, sich mit ihnen zu identifizieren, obwohl jeder von uns weiß, dass der moderne Mensch um einiges komplexer ist.

Auch im Management sollte Storytelling auf einfache Figuren setzen. Typen, die jeder wiedererkennt. Der verschlagene Verkäufer. Die kluge Sekretärin. Der besonnene Chef. Sein abenteuerlustiger Gegenspieler. Gern auch etwas komplexer, aber mit Augenmaß.

4. Cliffhanger

Um zu überleben greift Scheherazade zu einem Trick: dem Cliffhanger. Sie erfindet vor 1000 Jahren den Fortsetzungsroman. Jede Nacht endet sie an der spannendsten Stelle. Der König fiebert den ganzen Tag darauf, in der nächsten Nacht zu erfahren, wie die Geschichte wohl enden mag. Natürlich endet sie auch in dieser Nacht nicht, sondern folgt verschlungenen Pfaden bis zum nächsten Cliffhanger.

Ist das ein sinnvolles Prinzip für Storytelling im Management: Cliffhanger einzubauen, wie in 1001 Nacht oder einer guten TV-Serie? Mit Augenmaß. Es geht ja nicht um Hinhalten. Ein Beispiel: Bei der monatlichen Präsentation zur Lage des Unternehmens vor den Mitarbeitern lassen sich durchaus Dinge anreißen, die erst im nächsten Monatsmeeting aufgelöst werden können. Ein Ausblick auf neue Projekte etwa. Oder Projekte in Arbeit. So entsteht ein Spannungsbogen.

5. Auf die Wirkung vertrauen

Scheherazade meldet sich freiwillig. Sie sieht, wie der König sich Nacht für Nacht eine neue Frau nimmt und die am nächsten Morgen ermorden lässt. Scheherazade will das Morden stoppen und natürlich selbst überleben. Dabei vertraut sie auf die Kraft ihrer Geschichten. Nach 1001 Nächten hat sie ihr Ziel erreicht.

Als Manager sollten Sie Freude am Storytelling haben. Und darauf vertrauen, dass Sie damit ein mächtiges Tool nutzen. Und ein zutiefst strategisches. Sie denken immer vom Ende, vom Ziel. Es geht nicht um die einzelne Geschichte oder eine bestimmte Wendung, es geht immer um das Ziel dahinter. Dieses Konzept zu verstehen heißt, die Macht von Storytelling verstehen.